Nach ausgiebigem Rumgammeln am Samstag durfte mein Liebster sich aus einem bisher absolut unbenutzten Kochbuch ein Gericht für den Pfingstsonntag aussuchen. Seine Wahl fiel – sehr zur Begeisterung der mitkochwilligen syrischen Lieblingsnachbarin – auf russische Piroggen mit Krautfüllung. Leckere Piroschki – ich wäre ja eher für Pelmeni zu haben gewesen. Aaaaber versprochen ist versprochen. Deswegen bin ich diesmal zum ersten Mal beim DKduW (Dein Kochbuch das unbekannte Wesen) dabei, mit den russischen Piroggen und dem Kochbuch „Kitsch + Küche. Freundinnen aus aller Welt tauschen ihre Lieblingsrezepte aus“ von Eva Maria Nitsche.
Wir haben das Rezept ein wenig verändert (1 Ei mehr im Teig, weniger Zucker im Teig, Zugabe von Petersilie & Hackfleisch, weglassen einer geriebenen, heimtückischen Möhre in der Füllung, deutlich mehr Eier für die Glasur) und die doppelte Menge genommen. Ja, ja.. ich schätze das sind die arabischen Gene, die zum Überschwang bei der Nahrungszubereitung neigen.. *hüstel* Normalsterbliche mögen die Zutatenliste einfach halbieren.
Rezept für russische Piroggen mit Weißkrautfüllung
Teig:
2 Würfel Hefe (à 42 g)
500 ml handwarme Milch
1400 g Mehl
250 g Butter
3 kleine Eier (oder zwei große)
2 TL Zucker
1 TL Salz
5 Eigelb, verquirlt mit etwas Milch zum Glasieren
Piroggen-Füllung:
2 Zwiebeln
400 g Rindergehacktes
700-800 g sehr fein gehackter Weißkohl
6 hartgekochte Eier
2 TL frisch zerstoeßener bunter Pfeffer
Salz nach Belieben
etwas gehackte grobe Petersilie (absolut optional)
1 1/2 TL edelsüßer Paprika
Zubereitung der Piroggen
(Beim Teig habe ich mich zwar weitestgehend an die Zutaten gehalten (hey, mir fällt es echt schwer nach Rezept zu kochen ;-)), habe ihn aber anders als im Rezept vorgeschlagen zubereitet. Für mich hat sich halt die Methode „Vorteig erstellen – ruhen – einkneten – ruhen – verarbeiten – ruhen – backen“ über Jahre bewährt. Die Anleitung klang seltsam, mit stundenlangen Gärprozessen – deswegen hab ich es so gemacht wie immer. Und was soll ich sagen: der Teig war perfekt. )
- Mehl, und Salz in einer Schüssel vermischen, eine Mulde hineindrücken und aus etwas lauwarmer Milch, dem Zucker und der hineingebröckelten Hefe einen Vorteig erstellen. Abdecken und an einem warmen Ort ruhen und aufgehen lassen.
- Wenn der Vorteig sichtlich aufgegangen ist, das restliche Mehl, die Milch, die Butter (gerne in der Mikrowelle etwas erwärmt und sehr weich) und die Eier mit den Händen hineinarbeiten, so dass ein geschmeidiger Teig entsteht. Zu einer Kugel rollen, zurück in die Schüssel geben und wieder abdecken und ruhen lassen.
- In der Zwischenzeit in einer tiefen Pfanne das Rindfleisch anbraten, die Zwiebel häuten, fein hacken und mitschmurgeln.
- Die schmutzigen äußeren Blätter des Weißkohls ablösen und den Rest ihn in kleine Stückchen hacken. In ein Sieb geben, kurz abbrausen, Wasser rausschütteln, zu dem gegarten Fleisch geben und mit schmoren.
- Die hart gekochten Eier schälen, fein hacken und und zu der fertigen Kohlfüllung in den Topf werfen.
- Mit Gewürzen, Salz und Pfeffer abschmecken.
- Den fertig gegangenen Teig zu dicken Würsten rollen, ca. 2 cm dicke Scheiben abschneiden, zu einem kreisartigen Gebilde 8ich krieg datt ja nie soo perfekt hin) ausrollen. 1-2 EL der Füllung hineingeben, zuklappen und die Ränder fest aneinanderdrücken, damit sie verkleben. Man kann die Teigränder mit etwas Übung auch verzwirbeln. Das sieht hübsch aus und ist praktisch.
- Die fertige Pirogge nun auf einem mit Backpapier ausgelegtem Blech entweder auf die Seite legen, so dass die Naht seitlich ist und die Pirogge wie ein Halbmond aussieht, oder die Pirogge auf den Rücken legen, so dass die Naht nach Oben zeigt. Es gibt auch Versionen wo die Piroggen auf dem Bauch, also auf der Teignaht liegen. Die kleinen offenen Piroggenkunstwerke wurden von meiner Nachbarin geformt. Sehen toll aus, die Füllung wird so aber sehr trocken. Ihr seht, wir haben im Netz nach der korrekten Piroggen-Form gegoogelt. Das Ergebnis: macht was ihr wollt, is scho recht so.
- Die Piroggen können ruhig recht eng auf dem Blech liegen, sie gehen beim Backen nicht mehr allzu sehr auf. Mit der Eiermilch und einem Backpinsel glasieren und im vorgeheizten Ofen bei ca. 180° ca. 20-25 Minuten backen.
Vorsicht! Beim Naschen nicht an der heißen Füllung verbrennen! Serviert werden die Piroschki mit saurer Sahne, Schmand oder flüssiger Butter zum Dippen. Stilechte Getränke zum Runterspülen des relatvi trockenen, aber recht leckeren Gebäcks sollten vorhanden sein.
Wie haben die Piroggen nun geschmeckt?
Das Rezept ist sehr lecker, wenn auch etwas aufwändig. Alleine hätte ich diese Masse an Piroschki nicht machen wollen, wir haben auch zu zweit schon Ewigkeiten in der Küche gestanden (und dabei Lieder gesungen). Alle anderen sind begeistert, mich hat es jetzt nicht sooooo wahnsinnig umgehauen. Den Teig fand ich allerdings wirklich perfekt – der war genauso, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Lies sich wahnsinnig gut verarbeiten, klebte nicht, war elastisch, fluffig, ging aber nicht so sehr auf, dass er beim Backen die Formen sprengte. Den wird es mit anderer Füllung sicherlich nochmals geben. Die hartgekochten Eier finde ich absolut optional. Vielleicht bringen sie den richtigen Kick, wenn man die rein vegetarische Variante zubereitet. Bei einer Zugabe von Hackfleisch sind sie geschmackstechnisch absolut überflüssig.
Zum Kochbuch
Ich habe „Kitsch + Küche“ zu Weihnachten von meiner Schwester geschenkt bekommen. Das Konzept finde ich toll, alles ist schreiend bunt und herrlich sakralkitschig-grell. Es hat einen handschriftlichen Notizbuch-Charakter und deckt kulinarisch sehr viele Länder ab. Die Rezepte sind von „Freundinnen“ für das Buch verfasst, deren Namen auch kurz erwähnt werden. Allerdings war es das auch schon an Infos zu den Damen. Beispielhaft ist dieser Satz: „Ich heiße Chloé und das ist mein Lieblingsrezept: Pissaladière“ Naja… ein großes Manko, dieses an sich sehr schönen Buches sind ebenso die fehlenden Bilder der Gerichte. Ich hätte mir wenigstens ab und zu sowas gewünscht, ich brauch sowas zum angucken, damit ich es auch wirklch lecker finden und nachkochen will. Illustriert ist das Kochbuch mit Schnappschüssen von Kitschbrocken der einzelnen Küchen und gemalten Bildchen – im selben Stil wie auf dem Cover. Find ich nett – bei der Fülle an Rezepten will ich aber auch mal was Gekochtes sehen. Ingesamt also ein schönes Buch, für manche Leute auch das perfekte kitschig-kreischende Geschenk. Vertreten sind Lieblingsrezepte von Freundinnen aus Indien, Japan, Deutschland, Österreich, Italien, Marokko bis hin zur Türkei, Frankreich, Schweden, Afrika und Spanien. Mir gefällts jedenfalls ganz gut, ist von der Aufmachung her halt n richtiges „Mädels-Kochbuch“ – auch wenn die Rezepte bodenständig sind und garantiert keine Diät-Salate beinhalten.
Danke für die Inspiration. Piroggen mochte ich schon immer sehr gerne und hab sie seit ca. 30 Jahren nicht mehr gegessen, also durchaus an der Zeit es mal selber zu auszuprobieren.
Liebe Grüße
Esme
Hallo Esme,
na sooo ein Zufall dich hier zu sehen. 😉
Die Piroggen waren zwar lecker, allerdings ein bissel trocken, was vielleicht daran lag, dass ich den Kohl gehackt und nicht gehobelt habe? *rumrätsel*
Wie gesagt, Piroggen wirds hier wieder geben, aber mit ner anderen, experimentellen Füllung.
Habe noch nie welche gegessen, aber es sieht gut aus. Der Aufwand ist mir aber zu viel, da braeuchte ich auch jemanden der sowas mit mir kocht. Und was ist bitte ein stilgerechtes Getraenk? Wodka?
Alkoholfreier russischer Tee aus dem Samowar? *höchst unschuldig anblinzel*
Neee.. soweit ich mich erinnere haben wir die Piroggen mit Bier getauft. Aber ein paar Gramm Vodka verträgt man mit dieser Grundlage sicherlich auch.
Mit ist eingefallen wie man die Dingerchen wahrscheinlich saftigter kriegt: Sauerkraut für die Füllung.
LG Shermin
Super Bilder, ein toller Bericht, vielen Dank für diesen schönen Beitrag zu DKduW – jetzt musst Du nur noch erklären was an der Möhre heimtückisch ist… 😉
klugscheißermodus an:
das kraut zu hobeln, ist tatsächlich „schuld“ an der saftigkeit. ich hab ein alten holzhobel, darauf wird das kraut fein wie engelshaar. das möhrchen wegzulassen, ist wirklich schade, in juliettes geschnitten gibt es auch eine schöne farbe und süße.
meine russische schwiegermutter salzt das kraut vorm schmoren und knetet das richtig, bis es saftet.
die piroggen sind übrigens immer die richtigen großen hoschis, die ein ganzes blech einnehmen, die kleinen piroggchen nennt man ergo: piroshki.
man kann das auch trennen mit den füllungen: nur kraut (mit zwiebeln und möhren). hackfüllungen, beliebt ist auch lauchzwiebel-eiermischung.
und an einem festtag kann man eine große pirogge auch mit lachs füllen, köstlich ist das. und die decke,mit der die pirogge bedeckt wird, wird mit teig schön verziert.
oder süß, das geht auch immer.
die piroshki sind etwas trocken, sie werden auch klassischerweise zu bouillon gegessen, man stippt eben.
klugscheißermodus wieder aus.
mist. jetzt bekomm ich appetit…
in russland kann man die teilchen fast überall kaufen. an jeder straßenecke steht eine oma mit einem handwägelchen und hat welche dabei.
die sind durch die bank weg nicht zu verachten….