Schon mal Manna, bzw. Himmelsbrot probiert? Nein? Ich auch nicht – bis vorgestern. Und da ich meinen lieben Leserinnen und Lesern gegenüber ja einen Bildungsauftrag habe, teile ich diese wunderbare Erfahrung mit euch. 😉 Derzeit sind wir ja unterwegs und suchen meine Eltern heim. Mein Papa ist letzte Woche aus Kurdistan (Irak) wiedergekommen und hat eine große Schachtel Manna mitgebracht.:
So sieht die Süßigkeit dann aus – gepaart mit einem Bild von Suleymania, wo diese kurdische Spezialität hergestellt wird. Optisch erinnert es ja sanft an türkischen Honig oder französischen Nougat oder wie auch immer das Zeug in welcher Region auch immer gerade heißen mag.
Waaaaahrscheinlich hätte ich stutzig werden sollen, als mir mit einem wölfischen Grinsen (ebensolche Mimik produzierte mein Vater auch, als er mir panierte, in Medallions geschnittene und frisch gebratene Hammelhoden unterjubeln wollte) das Manna angeboten wurden. Zu meiner Ehrenrettung muss ich eingestehen, dass meine Gedanken bei dem Produktnamen zumindest schon in die richtige Richtung gingen. Da meine Mom aber voller Begeisterung hinein biss, tat ich meinen Verdacht allerdings ab.
Der Geschmack von himmlischen Manna
Naja… also… äh… das Zeug ist wohl recht teuer. Und ich schätze viele verfahren nach dem Grundsatz was teuer ist, muss auch toll sein. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass das Manna in einer Region hergestellt wird, wo viele Menschen noch auf dem Zivilisationsstand von vor 200 Jahren leben und man auch früher schon nicht so leicht an Schokoladenriegel heran kam. Oder alle finden das toll, weil … ja… weil es halt ein Produkt aus der Region ist. Lokale Traditionen sind ja was feines.
Die Konsistenz ist weich und gummiartig, der Geschmack süßlich. Vorherrschend ist der zugesetzte gemahlene Kardamom, die Pistazien tummeln sich eher unscheinbar am geschmacklichen Rand. Wird definitiv nicht mein Favorit, ist zumindest essbar – mit anständigem Baklava könnte man mich jedenfalls glücklicher stimmen.
Woraus besteht denn nun das Manna?
Tja… im Grunde ist es Läuse-Pipi. Erinnert ihr euch an den Biologie-Unterricht und dass sich Ameisen Blattlaus-Farmen halten um diese zu melken? Jepp, genau so ein Zeug ist das. Tante Wiki nennt das dann „Honigtau“. Wissenschaftler scheinen inzwischen zu vermuten, dass das biblische Manna ähnichen Ursprungs ist. Naja, whatever, habe ich halt Ausscheidungen von Läusen gegessen. Mjam. Frau muss ja alles mal ausprobieren und vielleicht nimmt mir das den Ekel davor, mich demnächst dem Glas mit den getrockneten Cochenille-Läusen mit einem Mörser zu nähern, um sie zum Färben von Wolle zu benutzen. Ich grusel mich jetzt schon.
Hier dann auch nochmal die Geschichte zum kurdischen Manna – abfotografiert vom Karton:
Und wer jetzt der Meinung ist, er bräuchte dieses Zeug sofort, für den habe ich auch noch die Kontaktdaten fotografiert – wobei ich keine Gewähr für Erreichbarkeit oder Richtigkeit übernehme. Kurden halt. Ich kenne mein Volk. 😉
Kleines Manna-Fazit am Rande
Eine Freundin von mir bekam das auch serviert (quasi als Rache dafür, dass sie mir mein Geburtstagsgeschenk vorbeibrachte, dass ich erst in nem halben Monat auspacken darf *grummel*). Sie aß ziemlich angewidert ein Stückchen davon, als sie erfuhr, dass es aus den Ausscheidungen von Läusen gefertigt wurde, kaute sie es mit Feuereifer runter. Interessanter Effekt – eben die Lust sich ein wenig zu ekeln und zu gruseln. 😉
P.S.: Kann jemand die seltsamen Krankheiten identifizieren, von denen das Läuse-Manna angeblich heilen kann? Eine zaghafte Internetrecherche ergab eben nichts erhellendes…
Ach, ob Läuse-Pipi oder Bienenkotze. 😉
Ich bräuchts jetzt aber auch nicht unbedingt. 😉
Nachdem ich die angestaute Arbeit abgetragen habe, kann ich mich endlich wieder meinem Blog widmen. 😉
Bienenkotze mag ich ja auch nicht, jedenfalls nicht pur. Ich finde klaren Honig wuuuunderschön, als ob man sich Bernstein aufs Brötchen schmiert. Ich könnte stundenlang fasziniert durch die Masse rühren. Aber der Geruch und Geschmack lassen mich rennen. Widersinnigerweise koche und backe ich wiederum unheimlich gerne mit Honig und schätze da den anderen Süßungsgeschmack.
Aber die syrische Lieblingsnachbarin, der ich etwas Manna mitbrachte, verweigerte seltsamerweise die Aufnahme. 😉
Es gibt wohl Dinge die mich nicht schrecken können *g*, zumindest gehören Bienenkotze und Läuse-Pipi dazu *g* Probiert hab ich letzteres noch nicht und weiß nicht ob ich das Besondere daran schätzen könnte.
Wenn ich das mal irgendwann in die Hände bekommen sollte, werde ich an dich denken 🙂
LG Esme
Lustig! Was die Krankheiten angeht, kann ich nicht helfen. Keine Ahnung, was das bedeutet.
Noch nie Waldhonig gegessen, Esmerelda?
Ich liebe Waldhonig und auch Cardamom, könnte mir gut vorstellen, dass mir das Manna gut schmecken würde.
Hmm. Tante Google sagt beruhigenderweise, dass Manna zwar ein Ausscheidungsprodukt ist, aber bloß eins von Bäumen. Meistens von Eschen, von Eichen, Tragant oder Tamarisken, die das Zeug aber nur nach Verletzungen (z.B. durch Läusestiche 🙂 ) abgeben. Guckst du z.B. hier: http://peterhug.ch/lexikon/manna
Die medizinische Wirkung wird als abführend beschrieben. Verwendung findets seit langem in der Behandlung von Neugeborenengelbsucht, wo es eben wegen der abführenden Wirkung den Bilirubinspiegel senken soll – passt zur Info am Karton insofern, als „John Death“ wohl die lautmalerische Niederschrift von „jaundice“ ist. Andererseits ist „John“ afaik auch ein Slangausdruck für Toilette, das tät also auch passen. 🙂
Die Erklärung klingt natürlich auch sehr logisch & spannend. 🙂 Danke fürs nachsehen!
Waldhonig ist die Kombination von Bienenk. und LäuseAA.
Schmeckt doch gut.
Oder wie die Metzger immer so schön sagen: Sie können die Haut ruhig mitessen, wir haben die Därme vorm Füllen gedreht.