Nachtrag, Juli 2012: Da gerade eine Anfrage hierzu kam, mal eine kleine Ergänzung. Den kleinen Öko-Wochenmarkt im Samariterkiez gibt es seit 2011 leider nicht mehr. Gerüchteweise gab es Probleme mit Anwohnern wegen der Sperrung des Straßenabschnittes. Kurz war wohl der Schleidenplatz als Alternative im Gespräch (in meinen Augen ideal geeignet), daraus hat sich aber wohl nichts ergeben. Sehr, sehr schade. Der große Markt am Boxhagener Platz am Samstag ist zwar toll, aber a) total überlaufen (auch mit Touris) und b) zum eben schnell mal einkaufen und über den Markt schlendern, mir dann doch nen Tick zu weit weg. Mache ich mal, aber sicher nicht regelmäßig.
Vorletzte Woche hatten wir von einem Öko-Markt-Veranstalter einen Zettel im Briefkasten, dass jetzt jeden Freitag im Zeitraum zwischen 12-18.00 Uhr ein Ökomarkt in dem Abschnitt der Samariterstraße kurz vor der Kirche statt findet. Wie man hier lesen kann, handelt es sich dabei wohl scheinbar um den ehemaligen Veranstalter und Stände vom Boxhagener Platz.
Klang super, sowas haben wir hier im Nordkiez noch nicht (ganz ehrlich, ich bin am Wochenende auch zu faul, um zum Boxi zu latschen und mich da durch die Massen zu schieben…) und mit einer Nachbarin und dem zufällig vorhandenen Gatten machten wir uns dann auch gegen Mittag zum Markt auf. Die Kamera hatte ich natürlich intelligenterweise zu Hause liegen gelassen, so bleibt nur mein Gefasel zur Situationsbeschreibung.
Vorab die Bilder von meiner Beute:
Ökomarkt in Friedrichshain, Samariterkiez
Auf den ersten Blick war der Markt ziemlich klein und bot nur einige Stände auf einem Straßenabschnitt zwischen Bänsch und Schreinerstraße. Auf den zweiten Blick war ich aber begeistert und absolut hin und weg. Im Grunde war alles da, was das ökologisch-denkende Käuferherz begehrt. Zwei Frischfleisch- und Wurststände, die unter anderem auch Lammfleisch und Schafsmilch-Mango-Lassi führen, Käse, Milch, Eier, zwei Gemüse- & Obststände (einer davon führte auch Setzlinge und Pflanzerde), ein Eso-Krimskrams-Räucherwerk-Schmuckstand, ein Stand mit so esoangehauchtem Batiktextilkrams, ein Stand mit Marmeladen & Wein, zwei Bäcker, es gab einen Bürstenmacher und diverse Anbieter von geschnitzten Holzlöffeln, sogar ein Blumenladen war anwesend und ein Stand mit Bio-Crepes und superleckerem Milchkaffee.
Friedrichshainer Urlaubs-Marktatmosphäre
Also irgendwie.. irgendwie war es wie Urlaub. Wir schlenderten bei schönem Wetter über den Markt und gaben mehr Geld aus als wir sollten… 😉 Die Stimmung schien allgemein ziemlich gut, man kam mit den Verkäufern leicht ins Gespräch und fühlte sich wirklich wohl. Der Markt war zwar gut besucht aber nicht unangenehm überlaufen. Als Extra hatte sich der Veranstalter zum Auftakt des Ökomarktes einiges einfallen lassen. Nebenher spielten zwei ziemlich gute Bands Livemusik (Zuerst Klezmer und dann Rockabilly), ein Fleischer warb für sein Lammfleisch mit 3 süß vor sich hin blökenden lebenden Schäfchen (Was mich zur spontanen Woll- & Spinnfasergier verleitete und den Gatten nach einem nachdenklichen Blick auf mich zu Kommentaren wie „Ja nee, is klar, erst rasieren und dann fressen!“.) und irgendwo rannten auch noch ein paar Ponys (ausgewachsene Viecher, nicht diese jämmerlichen kleinen Gestalten vom Jahrmarkt früher) durch die Straßen und durften von Kindern beritten werden. Vollgepackt mit Einkäufen ließen wir uns dann zufrieden auf eine Bierbank fallen, verspeisten leckere Crepes, knabberten an einem Schweineohr, lauschten der Musik und schlürften zufrieden in die Sonne blinzelnd den äußert guten Milchkaffee. Irgendwie hatte die ganze Veranstaltung einen sanften und äußerst sympathischen alternativen Straßen-Volksfest-Charakter.
Besonders toll: Oma Emma (die sich als sehr analoger Mann ohne Homepage, Mailadresse oder Online-Shop entpuppte) hat mir nach nem sehr netten Gespräch und zahlreichen Tipps zum Einkochen von Obst ein Glas mit Curacao- Marmelade geschenkt. Mit der Auflage das geleere Glas gefüllt mit meiner eigenen Marmelade irgendwann zurückzuschenken. Gerne doch! Ich gebe aber zu, die giftgrüne Masse im Glas macht mich etwas skeptisch. 😉 die Oma Emma Produkte kann man übrigens auch bei der Fränkischen Botschaft in Berlin erwerben.
Wochenmarkt-Fazit
Mal sehen, wie sich der Wochenmarkt in Zukunft entwickelt und ob er seinen alternativen Charme behält. Ich hoffe jedenfalls, dass es genug Käufer gibt, damit er sich an dieser Stelle hier halten kann. Ich für meinen Teil bin jedenfalls verliebt. 😉
Kleiner Nachtrag: Der Artikel lag jetzt so lange als Entwurf herum, das wir zwischenzeitlich gestern zum zweiten Wochenmarkt waren. Ein paar Stände weniger, dafür waren dann wiederum andere Verkäufer da, keine leckeren süßen Schäfchen und Musik – aber Letzteres war ja klar. Auf der Homepage des Anbieters kann man sich im Vorfeld informieren welche Stände zum Markt kommen. Wir haben mal grob verglichen und sind der Meinung, dass die Lebensmittel im Durchschnitt sogar günstiger als beim Direktkauf im großen Bio-Supermarkt sind. Im Grunde logisch, da der Zwischenhändler ja teilweise weg fällt.
Fränkische Botschaft. Ich hab sehr grinsen müssen. 😉 Leider haben die da einen starken Fokus auf Oberfränkische Produkte gelegt. Dabei weiß doch jeder, dass das gute Zeuch aus Unterfranken kommt. 😉
(Ich habe übrigens eine Großtante Emma. Ist aber wirklich eine Frau.)
Ja, aber Oma Emmas Marmeladen (da gab es auch ne tolle Marmelade mit Aprikosen, Ingwer und gemahlenen Nüssen, die muss ich mal nachbasteln…) kommen sogar aus Unterfranken. Allerdings war Oma Emma wirklich etwas analog… als ich im Gespräch erwähnte, dass ich ein Foodblog habe, erntete ich nur einen irritierten Blick und die Frage, ob das etwa „sowas wie Youtube“ wäre… Als ich dann verwirrt zu einer Erklärung ansetzte wurde der Blick glasig – die Mimik kannte ich noch von mir selbst aus dem verhassten Mathematik-Unterricht… 😉
Hehe, analog triffts da wohl ziemlich gut. 😉
Für gscheit fränkische Marmelade übrigens mal zu Hagebuttenkonfitüre aka „Hiffenmark“ greifen. (Vorzugsweise „Maintal“) Köstlich auf Pfannkuchen (die flachen, nicht die Berliner, du weißt schon..) und in Krapfen (Pfannkuchen, jetzt schon die Berliner). 😉 Oder aufm Brot. Frag den Herrn doch beim nächsten Mal danach und gib mit deinem Fachwissen an. 😉
Schade, dass nicht immer Öko drin ist. Das Obst für Oma Emma wurde regelmässig in Unterfranken/Sommerhausen gespritzt.
Irre, was alles in der Vergangenheite gelaufen ist.Ja, das mit dem Spritzen des angeblichen Bio-Obstes stimmt und leider wurde nicht mit Bio-Mitteln gespritzt. Wo die Früchte gewachsen sind ist ein Obst-Großanbaugebiet mit herkömmlicher industrieller Produktion…also ohne Wort und woher bekommt man eigentlich das Öko-EU-Siegel, ist das selbst gemacht? Take care of you!!