Forelle à la Game of Thrones

Von köstlichen Fischen, nicht ganz so gelungenen Rezeptbestandteilen, einer genialen Buchserie (A Song of Ice and Fire) und noch genialerer Filmmusik (Ramin Djawadi).

Ich bin ja seit ein paar Wochen total mit  der Fantasy-Buchserie „A Song of Ice and Fire„* (Englische Bücher empfehle ich wirklich, wirklich, wirklich  im Original zu lesen. Deutsche Verlage haben zudem leider die ungesunde Neigung, Bezeichnungen manchmal echt seltsam einzudeutschen und Bücher kostenfreudig in zwei Bände  aufzuteilen.) und der Verfilmung, die unter dem Namen des ersten Bandes „Game of Thrones“ auch schon bei uns im TV lief, angefixt. Schuld sind unter anderem Evi (die übrigens gerade ganz unprätentiös einen schicken Food-Kalender verlost) und Foodfreak, die auf meine Frage „Lohnt sich das denn?!“ bei Twitter in Lobeshymnen ausbrachen und so für meinen zeittechnischen Untergang jede Menge gute und bisher unentdeckte Lektüre in meinem Haushalt und ein paar lohnenswerte Stunden vorm Fernseher (ich bin ja die Letzte, die bei Buchverfilmungen jubelt, aber sie ist wirklich gut. Und Sean Bean…. hach. Was soll ich sagen. Ich bin verfallen. ;-)) sorgten.

Aber kommen wir zum eigentlichen Thema des Blogs zurück: Essen. Futter. Nahrung. Möglichst lecker und für den menschlichen Gaumen geeignet.
In den Büchern werden Szenen oft damit untermalt und atmosphärisch dichter und realer ausgestaltet, dass die Charaktere zum Zeitschema passende Nahrung zu sich nehmen.  Man stelle sich nur Benjen Stark vor, wie er als Snack nach einem Häppchen Sushi und einer Cola greift, statt nach einer knusprig gebackenen Zwiebel und einem Becher schwer-süßen Weines. Ich habe sowieso einen kleinen Faible für mittelalterliche Küche und Reenactment, auch wenn nicht wirklich aktiv ausgelebt. Als der (ebenfalls angefixte) Gatte mir dann von seinem Zufallsfund von zwei englischsprachigen Foodblogs (Cooking Fire and Ice – leider etwas sehr brach liegend und kaum gefüllt, aber die Cold Egg Lime Soup klingt zum Beispiel interessant – und The Inn at the Crossroads) berichtete, die sich mit den Rezepten der Fantasy-Saga befassen, war ich jedenfalls erstmal verloren und klickte mich lüstern durch Rezepte (Gedanken an köstliche Tartes, frisch gebackenes Brot und sich am Spieß drehende halbe gebratene Ochsen galoppierten orgiengleich durch mein Gehirn) und dazu passende Bilder.

Mittelalterlich angehauchte Fischrezepte

Davon wollte ich was nachkochen. Sofort. Da mir einen Tag später frische Forellen in die Hände fielen, fiel meine Wahl auf das Rezept für „Almond crusted Trout„. So wirklich glücklich bin ich damit aber leider nicht geworden, weswegen ich es hier nicht nochmals gesondert verewigen werde. Keine Ahnung, ob meine Forellen zu groß waren oder ich irgendetwas im Rezept vollkommen übersehen habe…? Die hergestellte Kräutermasse war jedenfalls irgendwie zu flüssig, um am Fisch zu halten, weswegen ich noch einiges an Mandeln hinzufügen musste. Für die Unterseite reichte es dann auch nicht mehr, was aber in Ordnung war. Ich habe auch keinen Grill genutzt, sondern meinen Ofen und einen Grillrost.

Die Forellen selbst sind wunderbar saftig geworden und waren wirklich köstlich. Füllung und Kruste waren aber eine geschmackliche Enttäuschung. Trotz wirklich wundervollem Aussehen fühlte meine Zunge sich eher an gut durchgebackene Pappe, mit einer nur hauchzarten Erinnerung an Kräuter, erinnert. Vielleicht tue ich dem Rezept ja auch absolut unrecht –  die vorhandenen Kommentare lassen jedenfalls auf Begeisterungsstürme bei Essern und anderen Nachkochern schließen. Der Fisch war ja immerhin vom Garpunkt her perfekt und schmeckte auch gut. Vielleicht sind alle Aromastoffe ja hier hin umgezogen? Sollen Füllung und Kruste (die ja sowieso hauptsächlich dazu dient den Fisch saftig zu halten) vielleicht gar nicht mit verzehrt werden? Ich vermute nur, dass das Endergebnis einer aromatischen und saftigen Forelle sich vielleicht einfacher (schmoren im Topf/Alupäckchen mir einem Klecks Butter, Knoblauch und frischen Kräutern) und aromatischer erreichen lässt. Beim Lesen des Originaltextes beschleicht mich auch ein wenig der Verdacht, dass es sich hier eigentlich um eine Version der Forelle Müllerin-Art mit gerösteten Mandeln handelt.

Ähnliches – das ein vollmundig klingendes Rezept im Mittelalterstil mit ganz vielen tollen Kräutern obendrauf sich als Luftnummer entpuppt – war mir schon bei einem Rezept für gebackenen Fisch im Teigmantel mit Kräuter-Walnuss-Safransauce à la Bruder Tuck, das wir aus dem Kochbuch Zu Gast bei Kleopatra und Robin Hood„* nachgekocht hatten und das einer ähnlichen Zeitperiode entspringt, aufgefallen:

Der Fisch saftig und lecker, Kräuter (von denen man sich bei den aufwändigen Vorbereitungen geschmacklich echt viel erwartet) irgendwie zu Tode gegart und geröstet, geschmacklich nicht mehr wirklich vorhanden. Da ich ja nun mit einem relativ akkurat einstellbaren Umluftherd arbeite, die Rezepte aber an mittelalterliche Vorlagen (und deren Kochgelegenheiten) angelehnt wurden, frage ich mich, inwieweit das wirklich so gegessen wurde.

Aber gut – ich finde, dass beide Blogs wirklich eine schöne Bereicherung sind und werde den Rezeptideen sicherlich auch nochmals die eine oder andere Chance einräumen. Mit „Fisch top – Kruste flop“ war es ja immerhin kein Totalschaden und ich bin allein von der Idee mich quer durch die kulinarischen Begebenheiten der Fantasy-Serie zu kochen immer noch  bezaubert.

Zum Abschluss gibt es deswegen noch kurz den  Trailer zur Game of Thrones-Serie (Kaum zu fassen, dass der Komponist (Ramin Djawadi) dieser kaum mit Worten zu beschreibenden Musik wirklich im selben Kaff in der selben wunderschönen Stadt im Ruhrgebiet geboren wurde, in der ich sozialisiert wurde.) und den Hinweis, sich unbedingt noch weiter durch Youtube zu klicken und sich die genialen Coverversionen (von Violine über Dudelsack bis hin zu Akustikklampfe und Cello ist alles dabei) anzuhören.

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10 Comments

  • Neben etwas ganz schamloser Werbung für das LARP-Kochbuch, das (nicht zuletzt dank Melas und meinem Faible für Darkover) durchaus auch GoT-taugliches aufzubieten hat, möchte ich noch auf diesen Artikel verweisen, http://www.gilttaste.com/stories/2039-food-and-fantasy-in-game-of-thrones, der auch zu Gode Cookery linkt, das ebenfalls einen Blick wert ist. Lesenswert ausserdem: https://sites.google.com/site/medievalcuisine/

    Zum Rezept selbst: ich würde die Kräuter in den Fisch tun und die Mandeln aussendrauf. Etwas mehr Pepp verleiht vermutlich http://www.spanienforum.de/forellen-mit-mandeln-trucha-con-almendras-6423.html

    Mandeln dürften zu den luxuriösen Zutaten gehört haben. jedenfalls ausserhalb von Spanien und Italien, also nur bei Hofe benutzt worden sein.

  • Wem nicht so ganz klar ist, welches Kochbuch Foodfreak meint, sei hiermit erleuchtet. 😉 (Das mit Darkover wusste ich übrigens gar nicht. Vor einigen Jahren hatte ich den totalen Darkover-Faible – ich sollte die Dinger mal wieder herauskramen. Mich hat wegen der manchmal sehr unterschiedlichen Qualität dann nur irgendwann etwas die Leselust verlassen.)
    Danke für Links, ich war ja gedanklich dann später auch bei Forellen, die einfach mit Kräutern gestopft und mit in Butter angerösteten Mandeln beglückt werden. Ich steh zwar nicht so auf die Verbindung von Fleisch und Fisch, das Rezept liest sich aber lecker.

  • Da müssen wir ja fast eine Wiederauflage des Kochen aus Film und Literatur-Events machen. 😉 Aber es freut mich ungemein, dich angefixt zu haben. 😉

    Und bei trockenen Krusten hilft eigentlich immer Butter. Und Käse. 😉

  • Glaub mir.. Butter und Käse hätten bei dieser Pappe auch nix mehr gerissen. Die Kruste hat das Fleisch zart und saftig gehalten. Das war auch gut so, aber geschmacklich war sie dadurch nicht brauchbar.

    Film- & Literatur-Events klingen toll (ich höre es nur schon wieder murren, dass es zu viele Events werden… ;-)). Davon ab – ich suche ja immer noch nach sympathischen Jane Austen-begeisterten Foodies, die sich an einem Tag in meiner Küche mit mir zusammen durch ein traditionelles englisches Menü kochen und nebenbei die BBC-DVD-Box von Pride & Prejudice verschlingen.

  • ich hatte mal über einen Event nachgedacht den ich im Geiste „A Night at the Movies“ betitelt hatte – und dann so Sachen wie Nights on Earth oder Eat Drink Man Woman als Thema eines Einzelevents – Lust? Dann würde ich sowas mal lostreten. (Und würdest Du, Shermin, ein zweimal die Ausrichtung übernehmen? Gern auch zu GoT ;))

  • Klar, da bin ich sofort dabei. Claime mir auch schon gedanklich die Filme (wer hier mitliest, dem dürfte meine Auswahl im Grunde klar sein). Weiteres dann per Mail?

  • Das klingt ja leider wirklich sehr enttäuschend. Pappe-Geschmack bei eigentlich perfekt gegartem Fisch möchte man ja wirklich nicht… Das Rezept gehört wohl leider gerade zu jenen, die zu Gunsten des Kochbuchs aus dem Online-Repertoire gelöscht wurden.
    Über die Bücher kann man tatsächlich nichts anderes sagen als „absolut genial“. Die deutsche Vorgehensweise die Bücher zu teilen empfinde ich auch als Unsitte, auch wenn ich zugeben muss, dass die neue Übersetzung richtig schön gemacht ist. Bei der alten habe ich nach dem ersten Buch aufgegeben… Wirklich schlimm allerdings, dass Audible bei den Hörbüchern selbst diese geteilten Werke nochmals aufteilt!
    Und die Serie ist sowieso gigantisch; selten so gute Fernsehkunst gesehen. 🙂
    Ganz liebe Grüße und danke für Deinen Bericht über den Kochblog! Nachkochen werde ich dennoch mal das ein oder andere – bin ja auch so ein Mittelalter-Fan.
    Ich drück Dich!
    Ylva

  • @Ylva – Ich bin inzwischen so dankbar dafür, dass ich nach dem horrenden Schulenglisch und lieblosem Unterricht inzwischen problemlos englischsprachige Bücher lesen und mich auf Englisch unterhalten kann (und totaler Großbritannien-Fan bin). Man sieht dann erst richtig, wie gruselig manche Übersetzungen sind und preiswerter ist es noch dazu. Ich war ja damals dazu gezwungen, weil eine Buchserie meiner Lieblingsautorin aus Jugendtagen, nicht übersetzt wurde. Anfangs habe ich da noch mit Bleistift gesessen und mir Vokabeln ins Paperback gekritzelt… 😉 Aber mir dem richtigen Ansporn steigt dann auch schnell der Grad der Fähigkeit.
    Und was ich auch sehr schade finde, dass es – meiner Meinung nach – keine wirklich geniale deutsche Fantasyliteratur gibt. (Und jetzt sag bitte niemand „Markus Heitz“, dann renne ich kreischend im Kreis.)

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