Der eigentliche Artikel mit dem Rezept war gestern schon ganz schnell niedergetippt – allein es haperte an der allumfassenden deutschsprachigen Bezeichnung. Der Begrifft „Steaksauce“ wird diesem cremig-geilen Zwitterwesen, das sich geschmacklich und von der Konsistenz her irgendwo in den Gefilden zwischen Ajvar und Letscho ansiedeln lässt, irgendwie nicht ganz gerecht. Falls euch (oder mir) die passende namentliche Schublade für diese köstliche Grilltunke – die nicht nur zu frisch gebratenen und gegrillten Schweinereien passt, sondern auch als Brotaufstrich brilliert – einfällt, lasst es mich bitte wissen. (Gefunden: Paprikaketchup. Manchmal hat man einfach ein Brett vorm Kopf…)
Das Rezept für die charred pepper steak sauce fiel mir gestern bei smitten kitchen in die wohlgeformten Hände. Der Blick auf das Fleisch hielt mich gefangen, ein paar Klicks und einen verschickten Link weiter und der Liebste himmelte das Paprika-Tomaten-Ketchup ebenfalls aus weiter Ferne lüstern an. Ich habe es natürlich nicht geschafft, mich genau ans Rezept zu halten.
Rezept für Steaksauce aus gegrillter Paprika / Paprikaketchup
2 mittelgroße, rote Paprikaschoten
1/2 Tasse Tomatenmark
1/3 Tasse Blutorangensaft
2 EL Worcestersauce
2 EL Olivenöl
1 EL Balsamico
1 EL Honig
1 – 1 1/2 TL Meersalz
1 TL grob gemahlene gelbe Senfsaat
1/2 TL geriebenen, frischen Ingwer
1/2 TL Pfeffer (Bei mir eine Mischung aus grünem, schwarzen und rotem Pfeffer)
1 TL Zwiebelpulver
3-4 fein zerstampfte Körner Piment
- Ofen auf höchster Stufe vorheizen. Paprikaschoten waschen und auf dem Rost auf ein Stück Backpapier legen.
- So lange grillen (15-20 Minuten), bis sie anfangen schwarzbraun zu werden. Bei Bedarf zwischendurch mit einer Grillzange oder ähnlichem wenden.
- In der Zwischenzeit die restlichen Zutaten in einer Kasserolle vermischen.
- Die fertig gegrillten Paprika in ein kleines Sieb bugsieren und dieses auf die Kasserolle stellen (oder über eine Schale – es geht darum, den austretenden Saft der Paprikaschoten aufzufangen und mitzuverwenden).
- Die gegrillten Paprikaschoten auskühlen lassen, damit das etwas schneller geht, kann man sie mit einem Messer längs aufschlitzen.
- Danach Stängel und Samen entfernen und die Paprika samt der herrlich geschwärzten Schale zu den restlichen Zutaten in den Topf geben und mit einem Pürierstab bearbeiten bis eine homogene Creme entsteht. (Alternativ: Alle Zutaten plus der ausgelösten Paprika in einen Mixer geben und erst dann in einen Topf geben.)
- Unter Rühren aufkochen und fünf Minuten köcheln lassen. Entweder noch warm direkt in sterilisierte Gläser füllen und richtig einkochen. Oder in ein sauberes, verschließbares Gefäß füllen, abkühlen lassen, im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb der nächsten Tage verbrauchen.
Wie hat das selbstgekochte Paprikaketchup geschmeckt?
Nachdem ich ja zwischendurch in der Phase des Werdens wirklich etwas skeptisch im Topf rührte, darf ich jetzt – aufgepasst und dreifacher Trommelwirbel mit glorreichen Trompetenstößen – ein Zitat einbauen: „Geiles Zeug! Besser als jedes Ketchup!“
Und nein, das wirft kein unheilig-düsteres Licht auf meine Kochkünste, sondern wird von mir als ernstgemeintes Lob verstanden. 🙂
Diese Sauce schmeckt übrigens nicht nur auf dem Steak oder Grillgemüse, sondern auch auf dem Käsebrot, purer Brotaufstrich oder als köstlicher Dip für allerlei Knabberkram. Geschmacklich rund, relativ mild und sich nicht in den Vordergrund drängelnd, kann man diese wirklich gute Sauce durchaus als Paprikaketchup bezeichnen. Übrigens: Wusstet ihr, dass die ersten Ketchups gar nicht aus Tomaten bestanden, sondern Fischsaucen waren? Die bei Wikipedia beschriebenen Anfänge des Ketchups erinnerten mich eher an Garum.
Selbstgemachte Grillsauce als Geschenk aus der Küche
Ich fürchte ich werde in den nächsten Wochen eine akute Suchtphase mit dieser Steaksauce durchmachen. Eignet sich auch sehr schön als Mitbringsel zum Grillabend und soll sich – gut verschlossen im Glas und wenn man nur mit sauberem Löffel rein geht – ein bis zwei Wochen im Kühlschrank halten. Wer es etwas schärfer mag, kann ja noch ein paar Chilischoten reinwerfen. Eine kleine Zehe Knoblauch schadet sicherlich ebenfalls nicht. Und probiert die Sauce auch ruhig mal ungekocht aus, da fand ich sie sogar ein My besser. Angewärmt wiederum fand ich die gekochte Sauce besser als kühlschrankkalt.
Noch ein Tipp: Da Paprikaschoten in der Regel (den Göttern sei Dank) nicht absolut größengenormt sind, lohnt sich nach dem Kochen ein abschließendes Feintunig via Abschmecken & Nachwürzen.
Und nun hoffe ich, dass niemand meiner Mutter von diesem Rezept erzählt. Ich habe nämlich bis zu eigener Wohnung und eigenem Herd gekochte Paprika mit der Inbrunst von mehreren Höllenfeuern verabscheut. Geradezu gehasst.
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