Gehört zum Weihnachtsterror einfach dazu: Mein geliebtes Rezept für Stollen

Gehört zum Weihnachtsterror einfach dazu: Mein geliebtes Rezept für Stollen

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Ganz ehrlich? Ich bin wirklich kein Fan von Rosinen. Und Stollen habe ich früher gehasst. Auch als mein Vater sich selbst am Stollenbacken versuchte und eine über die gesamte Breite des Bleches fließende, im Anschluss furztrockene Masse produzierte, die man auch als Ersatz für Ziegelsteine hätte nutzen können, überzeugte mich das nicht wirklich. (Ebenfalls liebevoll unvergessen übrigens sein Versuch, zu meinem achten Geburtstag Kroketten zu machen – aber das ist ne andere Story. ;)) Der Liebste isst allerdings für sein Leben gerne Stollen. Und so war ich jedes Weihnachtsfest dazu verdammt, dieses widerliche gekaufte Fertigzeugs in meiner Wohnung zu beherbergen.

Stollen selber backen – mein erprobtes Rezept

2007 packte mich dann der Rappel, doch mal selbst Stollen zu backen. Gesagt, getan. Und nachdem der Gatte den richtigen Stollen probiert hatte, war er auch nicht mehr bereit, darauf zu verzichten. Und irgendwie hat es sich dann im Laufe der Jahre etabliert, dass Freunde, Familie und auch Arbeitskollegen selbstgebackenen (Mini-)Stollen zu Weihnachten bekommen. Im Laufe der Zeit haben wir Rezept, Backweise und Technik für uns perfektioniert. Und jetzt esse auch ich gerne Stollen. Sogar mit Rosinen drin. Aber nur, wenn er selbstgebacken ist.

Gute Zutaten für einen guten selbstgebackenen Stollen

Aufgrund der besseren Qualität der Zutaten empfehle ich Nachbäckern/innen dringend, bitte nicht Citronat, Orangeat und Zitronenschale und die anderen Gewürze aus dem Discounter/Supermarkt zu verwenden, sondern – wenn möglich – gute Bioprodukte (oder qualitativ vergleichbare andere Ware – zumindest die bis vor einigen Jahren von mir gedankenlos genutzten Produkte im Discounter enthalten hauptsächlich Derivate, aromatisierte Füllstoffe und seltsames E-Hundertirgenwaszeug) zu kaufen. Es ist zwar teurer, aber lohnt sich geschmacklich einfach wirklich.

Und bitte nicht wundern, in diesem Artikel sind neue Fotos vom diesjährigen Backen mit älteren Bildern gemischt. Ein Bild vom Anschnitt gibt es selbstverständlich auch noch nicht – der Stollen muss ja noch ein paar Wochen liegen.

Rezept für selbstgebackenen Stollen

1 kg Weizenmehl
½ l Milch
450 g Butter
200 g Zucker
100 g Hefe (frisch)
500 g Sultaninen*
180 g Mandelstifte
150 g getrocknete Aprikosen
150 g gehacktes Zitronat* (Bio)
100 g gehacktes Orangeat* (Bio)
¾ TL gemahlene Zitronenschale (Bioware, getrocknet – alternativ 1 TL frischer Abrieb)
½ TL ungemahlene Kardamomsaat* (Kardamom dann frisch im Mörser stampfen)
½ Tl Macis* (gemahlen)
eine große Prise Meersalz (fein)

Zum Bestreichen nach dem Backen des Stollens

1 – 1 ½ Stück Butter à 250 g
2 – 3 Pakete Puderzucker à 250 g
1 Paket Vanillezucker

Zubereitung des Stollens

  • Das Mehl in eine große Schüssel geben und eine Mulde hineindrücken. Etwa 100 ml von der Milch leicht erwärmen, 1 TL Zucker darin auflösen, Hefe zerbröckeln und mit der Milch verrühren. Die Hefemilch in die Mulde geben und mit etwas Mehl zu einem Vorteig vermischen. Die Schüssel mit einem Küchenhandtuch bedecken und an einem warmen Ort 40-50 Minuten gehen lassen.
  • Den Vorteig auf ein Backbrett oder eine Arbeitsfläche geben und mit der zimmerwarmen weichen Butter, dem Zucker, den Gewürzen, der Zitronenschale und der restlichen Milch zu einem Teig verkneten.
  • Sultaninen, Mandelstifte, Orangeat, Citronat und kleine in Stückchen geschnittenen Aprikosen in einer großen Schale miteinander gleichmäßig vermischen und nach und nach unter den Teig arbeiten.
  • Den Teig zu einem großen Ball formen und abgedeckt für 40 Minuten gehen lassen. Nochmals gründlich durchkneten und wiederholt für 40 Minuten abgedeckt ruhen lassen.

Wie formt man einen Stollen?

  • Jetzt kann man die Stollen formen. Die Menge reicht für zwei wirklich große Butterstollen à 1,5 Kg, circa 10 kleinere Stollen oder über gut 40 Mini-Stollen. Wie auf den Bildern zu sehen, wird der Stollen geformt indem er auf einem Backbrett (meist löst sich die Stollenmasse sehr gut und man muss die Fläche nicht bemehlen) zu einem ovalen dicken Stück flachgedrückt wird, dann wird der Teig in der Mitte gefaltet und zusammengeklappt. Mit beiden Händen formt man nun in der Mitte einen Wulst und legt den Stollen auf das mit Backpapier ausgelegte Blech.

  • Backzeit, Umluftofen 180°: Große Stollen 60-70 Minuten. Kleinere Stollen circa 30-35 Minuten. Ministollen 15-20 Minuten.
    Man muss dabei auch ein wenig auf seine Nase und seine Augen vertrauen. Der Stollen sollte oben goldbraun sein. Es lohnt sich, zwischendurch mal zu sehen, ob das Weihnachtsgebäck zu viel Hitze von unten bekommen hat, Stollen bekommen gerne mal schwarze Füßchen.
    Ich übernehme für die Backzeit keine Gewähr. Ihr wisst ja, mein Ofen ist etwas speziell… 😉 Wenn er vorzeitig bräunt, mit etwas Alufolie abdecken.
  • Nach dem Backen werden die Stollen noch heiß mit flüssiger Butter getränkt und mit Puderzucker ummantelt. Hier hat es sich für mich bewährt, die Stollen erst mit einem Backpinsel obenrum mit der geschmolzenen Butter einzustreichen, mit zwei Gabeln zu wendenden und dann die Rückseite einzupinseln.

 

Tipp: Große Stollen mit Hilfe unterliegenden Backpapiers anheben und herumwälzen.

  • In einer Schale Puderzucker mit Vanillezucker vermischen. Die Zuckermischung dann mit einem Löffel durch ein feines Sieb hindurchpassieren und so die Rückseite des buttergetränkten Stollens gründlich bedecken. Stollen umdrehen und mit der Oberseite ebenso verfahren.
  • Die Stollen komplett auskühlen lassen und dann fest und mehrlagig in Frischhaltefolie wickeln und einige Zeit an einem kühlen, trockenen Ort lagern.  Je länger dieses Weihnachtsgebäck Zeit hat, um zu ruhen, desto besser und leckerer das Ergebnis.

 

Tipp: Größere Stollen sind etwas bruchgefährdet, deswegen umhülle ich ein stabiles Stück Pappe mit Alufolie, schneide mit einem scharfen Messer das unter dem Stollen liegende Backpapier zurecht und ziehe sie damit dann auf die Unterlage.

Stollen-Fazit

Es ist zwar echt aufwändig (ich backe meist die zwei- bis dreifache Menge), aber es lohnt sich einfach. Stellt euch einfach vor, wie ihr ekstatisch eure Zähne in das erste Stück selbstgebackenen Stollen schlagt und euch – statt des muffig- trockenen Fertighefegebäcks, das man nur mit viel Kaffee heruntergespült bekommt – der Geschmack von Butter, Zucker, Karamellaromen, Trockenfrüchten, Mandelstückchen, herrlich klebrig-kandierten Zeugs und eine sanfte Ahnung von Kardamom entgegenstürmt…
Durch die langen Gehzeiten sollte man sich etwas Zeit für das Backen nehmen. Und ja… ich weiß. Eigentlich wird Stollen schon Anfang November gebacken. Aber das kriege ich zeitmäßig leider nie wirklich hin. Meine Bestmarke war bisher Ende November und meist liege ich mit Anfang Dezember gut in der Zeit. Das tut dem Stollen allerdings keinen Abbruch. Zwei Wochen sollte er mindestens liegen. Drei Wochen sind perfekt. Den ersten kleinen Stollen knuspern wir meist schon total willensschwach nach einer Woche an. Zum Testen halt…. 😉

Marzipanstollen

Dieses Jahr habe ich für eine Freundin auf Bestellung meinen ersten Marzipanstollen gebacken. Natürlich auch mit (zum ersten Mal) selbstgemachtem Marzipan. Hierfür einfach beim Einschlagen des Stollen eine dicke Wurst Marzipanrohmasse in der entstehenden Falte einschlagen. Darauf achten, dass sie wirklich gut mit Teig abgedichtet ist und ganz  normal backen. Wie er schmeckt? Keine Ahnung. Noch muss er ja ruhen und vor sich hin träumen, bevor er dann verschenkt wird. Ich werde mir aber genauestens berichten lassen.

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12 Comments

  • Hallo Shermin, ich lese schon eine Zeitlang bei dir mit und finde deine Rezepte echt klasse.Meinen Stollen hab ich letzte Woche gemacht und bei mir gehört immer eine gute Prise Tonkabohne rein,früher war das scheins Standard beim Dresdner Stollen und ich finde es gibt dem ganzen einen besonderen touch.LG

  • Hallo (nicht mehr ganz so – sehr schön übrigens :)) stille Mitleserin,

    erst Mal vielen lieben Dank für das Kompliment.
    Dresdner Stollen darf man ja bei Rezepten nicht mehr sagen, weil dann eine Abmahnung droht. Aber Echt? Waren da früher immer Tonkabohnen drinnen? Muss ich glatt mach nachrecherchieren, das macht neugierig. Allerdings find ich persönlich den Geschmack von Tonkabohnen nicht so.. mh.. ist halt nicht meins. Ich habe auch Tonkabohnen zum Räuchern hier und wir werden so oder so leider keine Freunde.
    LG

  • Ich bekomme sofort großen Appetit! Und so ein selbstgebackener Stollen ist ein fabelhaftes Geschenk. Aaaaber … ich lasse mir den aus der Heimat des Stollens zuschicken, vom erprobten und langjährig getesteten Bäcker. An seine Bäckerskunst reiche ich nicht heran. Sag ich jetzt mal so. Liebe Grüße nach F’hain 🙂

  • @Schokozwer Ich gestehe. Der erste kleine Stollen ist schon den Heldentod gestorben. Aber er war so lecker. 😉
    Wenn man seinen seit Jahren erprobten echten Bäcker hat, der richtigen Stollen bäckt, ist das natürlich was anderes. Ansonsten: Einfach ausprobieren. Stollen ist nicht schwierig, nur zeitaufwändig.
    Und nachdem ich in eurem Weihnachtskalender ausgiebig die Rosettbakkels und das andere köstliche Gebäck bewundert habe – erzähl mir bitte nix von mangelnder Bäckerskunst. 😉

    Liebe Grüße nach Charlottenburg

  • Legga… bei dir sind schon immer die Fotos irgendwie zum Reinbeißen… *sabber*
    Noch ziehe ich den Plätzchen-Marathon der Stollen-Backorgie vor. Allerdings werd ich mir das Rezept hier mal bookmarken… nur so für alle Fälle…. Wobei Stollenbacken sich ja grundsätzlich eigentlich erst ab der dreifachen Menge wirklich lohnt. So von wegen Aufwand… und weil ichs von meiner Mam auch nicht anders kenne. Stollen backt man nicht einzeln. Das geht, glaub ich ganet… 🙂

  • @Zaubi – Ne… alleine Stollen backen. Ich glaub da würde ich bei dem Gedanken dran schon zusammenbrechen. Mein Mann und ich machen das immer gemeinsam und sind da inzwischen ein sehr eingespieltes Team. Dieses Jahr lief es mit guter Vorbereitung der einzelnen Gefechtsstationen wirklich gut. Aber wir waren trotzdem fast den ganzen Sonntag in der Küche – bei doppelter Menge.

  • Hallo, ich möchte das Rezept dieses Jahr unbedingt nachbacken. Eine Frsge beschäftigt mich dazu: 100g Hefe erscheint mir wirklich sehr viel, ist das eventuell ein Druckfehler?

    LG Heily

  • @Heily – Der Teig ist sehr schwer durch Fett und Trockenfrüchte, am Ende hat man über 3 Kg Teigmasse. Knapp etwas über 2 Würfelchen Frischhefe à 42 g sind da keinesfalls zu viel.

  • @Alfiriel – Entschuldige bitte, ich habe dein Kommentar eben erst aus dem Spam-Ordner gefischt. Der Stollen kommt in den vorgeheizten Ofen, ich ergänze das demnächst noch im Rezept. Danke für den Hinweis. 🙂

  • Moin Shermin,

    Hefestollen mag ich so überhaupt nicht – ich mag ihn nicht essen und erst recht nicht backen! Warum? Er war der Alptraum meiner Kinder- und Jugendzeit und ist es im Erwachsenenalter immer noch! An so mancher Weihnachtstafel bei Oma und Tanten, später Nachbarn, durfte ich bisher nur grausige Exemplare runterwürgen. Auch mit reichlich Kakao, später Kaffee, waren die staubtrockenen, meist mit Butter bestrichenen, Scheiben ungenießbar! :-/ Meine Vermutung: Einige Exemplare kamen aus dem Discounter und andere wurden bereits Ende des Sommers gebacken!

    Diesen selber Backen hat mich bisher nie gereizt, da ich den Stollen ja erst nach laaaanger Ruhezeit essen darf! Das geht doch gar nicht … 😉 Dafür backe ich mindestens 8 saftige Quarkstollen für die ganze Familie! Der Teig ist zügig zubereitet und der Stollen schnell auf dem Backblech geformt. Ab in den Ofen und am Ende der Backzeit wird er mit reichlich flüssiger Butter bestrichen sowie mit ganz viel Puderzucker zugesiebt! Das Beste daran: Ich darf ihn einen Tag später genießen! 😉 Megalecker …

    Dein Rezept werde ich sicherlich mal ausprobieren! Ich habe da ja noch die Hoffnung, dass mein Alptraum nach 50 Jahren endet… 😉

    Nun freue ich mich erst einmal aufs baldige Backen und Genießen des Quarkstollens und so mancher Kekse und wünsche auch dir viel Freude beim weihnachtlichen Backen und vor Allem beim Verzehren! 🙂

    Liebe Grüße aus Ostfriesland

    Birgit

  • @Birgit – Ich habe auch so einige Nahrungstraumata aus der Kindheit und für mich festgestellt, dass es tatsächlich oft an der Zubereitungsart liegt. Und falls nicht, dann bleibt dir immerhin noch dein leckerer Quarkstollen. ☺

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