Darf ich vorstellen? Mein neues Lieblingsdessert: Mahallebi. Im Grunde handelt es sich hier um nichts anderes als normalen Pudding, den die meisten Menschen hierzulande ja mit Vanillearoma und aus der Tüte von dem Doktor in Bielefeld kennen. Nur in diesem Falle halt selbst zusammengerührt, nicht aus der Tüte, frei von künstlichen Aromastoffen und mit wundervoll frischem, duftigen Kardamom verfeinert. Diesen arabischen Pudding gibt es in unzählbaren Varianten im ganzen Orient und jede Familie hat wohl ihr eigenes Lieblingsrezept.
Mir und dem Liebsten schmeckt er ja lauwarm am besten. (Hey, jemand muss ja die Reste aus dem Topf retten! ;)) Wenn man ihn aber stehen und im Kühlschrank richtig fest werden lässt, dann ist Mahallebi ein angenehm kühlendes Dessert für warme Sommertage. Er wird so fest, dass man ihn auch für (vorher kalt ausgespülte) Puddingförmchen nutzen und nachher dekorativ stürzen kann.
Ich kann übrigens stolz verkünden, dass ich inzwischen übrigens auch die höheren Mahallebi-Weihen besitze, da ich – die ich sonst keinen klümpchenfreien Pudding hin bekomme (was vielleicht auch daran liegt, dass ich Klümpchen im Pudding eigentlich sehr gerne mag…) – ihn mehrfach in 2,5 L-Dosis für Gäste gekocht habe. Ich kann somit auch berichten, dass eher an europäische Gerichte gewöhnte Gaumen den Kardamompudding sehr, sehr gerne mochten.
Der orientalische Milchpudding kann aber nicht nur mit Kardamom aromatisiert werden. In vielen Rezepten kommt statt dessen auch ein Teelöffelchen Rosenwasser oder Orangenblütenwasser zum Zuge. Manchmal auch mit etwas Kardamom kombiniert. Hier lohnt sich einfach ein Austesten. Schokoladensauce oder Karamellsauce dazu ist ein nettes, aber nicht zwingend notwendiges Add-on. Wenn man statt Kardamom einfach etwas Vanillemark und Kurkuma zur Färbung rein gibt, kann man so auch wunderbaren Vanillepudding produzieren – gänzlich ohne Tüte.
Zu dem Rezept angeregt wurde ich, als ich mal wieder durch das „Iraqi Family Cookbook„* blätterte, das ein guter Querschnitt durch die bodenständige und simple irakische Alltagsküche ist. Die Fotos in dem englischsprachigen Kochbuch sind quasi direkt in der Küche entstanden, manchmal auch etwas unscharf – diese kleinen Fehler machen aber auch den authentischen Charme eines solchen Kochbuches aus.
Rezept für Mahallebi – arabischer Milchpudding mit Kardamom
500 ml Milch
45 g Maisstärke
40 g Zucker
1/2 TL frisch gemahlene oder zerstoßene Kardamomsaat
1 Prise Meersalz
Pistazien zur Dekoration
Zubereitung
- 6 EL der Milch abnehmen und mit der Stärke und dem Zucker klümpchenfrei anrühren.
- Die restliche Milch zusammen mit dem fein gemahlenen Kardamom und dem Salz in einem Töpfchen aufkochen.
- Vom Herd nehmen und die Stärkemilch mit einem Löffel unterrühren.
- Den Topf zurück auf den Herd stellen und bei geringer Hitze unter Rühren nochmals für eins, zwei Minuten aufkochen lassen, so dass der Pudding richtig anzieht.
- Den Kardamompudding in eine bereitgestellt Schale füllen.
- Die Pistazien schälen, hacken und den Milchpudding damit bestreuen.
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Ich habe ihn letztens nachgekocht und fuer hervorragend befunden. Ausserdem dient er mir jetzt als Mengenrichtlinie fuer jegliche anderen Puddingvarianten – danke dafuer!
@Obsti – Wunderbar, dass der Kardamompudding euch gefällt. Ich glaub, für normale Puddings kann man fast 5 g weniger Stärke nehmen, aber da ich ihn stürzen wollte und bei sowas gerne auf Nummer Sicher gehe, nehm ich halt lieber ein wenig mehr als zu wenig. 😉
Ich mag meine Puddings gerne stabil, mir passte der Staerkemenge. 🙂
@Obsti – Na dann passt es ja genau. 🙂
Jetzt haben wir ihn sogar noch etwas angepasst und selbst verbloggt. Kam wunderbar an!
http://obstundsushi.wordpress.com/2014/08/21/kardamompudding-mit-schokodeckel/
@Obsti – Mhjam. Kardamompudding mit Schoki ist natürlich auch eine tolle Idee. Danke für den Link! 🙂
Hallo,
Mahallebi wurde schon im 19. Jhdt. in Deutschland auf den Tisch gebracht. Soweit ich weiß, ist er auch türkisch und ursprünglich ein Reismehlpudding. Die vegane Variante: Mandelmilch und Reismehl.
VG
@Foodsnob – Ah, spannend! Danke. 🙂 Die türkische Küche basiert übrigens auch sehr stark auf arabischen Kochbüchern, die aus beispielsweise Baghdad kamen.
Oh, vielen lieben Dank für dieses wunderbare Pudding Rezept. Ich liebe die arabische Küche. Schon alleine wegen der magischen Gewürze. In der deutschen Küche wird dieses tolle Gewürz leider nicht so häufig benutzt. Ich kam, als Kind, während eines Urlaubes in Schweden das erste mal damit in Berührung. Dort wird eine Brotsorte damit gebacken. So hoch oben im Norden hätte ich den Gebrauch dieses Gewürzes nie vermutet.
@Frau Reichardt-Jobst: Ach, das freut mich wirklich! Ich dachte gerade erst letztens, dass ich demnächst mal wieder Mahallebi machen muss. 😅 Ich vermute sehr stark, dass edle, orientalisch konnotierte Gewürze wie Zimt, Kardamom & Co. mit den Vikingern und deren Handelsruten (ich meine mich dunkel aus dem Geschichtsstudium zu erinnern, dass Honig u.a. eines der größten Exportgüter skandinavischer Länder im Mittelalter war..) ins Land kamen. Ähnliches fand ja auch in Deutschland statt, hier wurde zu hohen Fest- und Feiertagen tief in die Gewürzschublade gegriffen – auch um den eigenen Reichtum (und damit auch Gottgefälligkeit) zur Schau zu stellen. Über so ein Beispiel habe ich letztens erst mit dem Rezept für „Rechproten in der vasten“ geschrieben.
Und da du Kardamom und Gebäck gerne magst, wirf mal einen Blick auf das Rezept für Kardamom-Zitronen-Hefeschnecken. Ein Gedicht!