Cranachan ist ein traditionelles schottisches Dessert, das schon seit längerer Zeit auf meiner Liste der auszuprobierenden Dinge steht.
Schottische Süßsspeise mit nur 4 Zutaten
Ich war ja anfangs ein klitzekleinwenig skeptisch, aber es schmeckt wirklich unglaublich gut (mir ist gerade ein wenig schlecht, weil meine Portion doch sehr riesig war…;)). Und das Beste daran ist die ultrakurze Zutatenliste und wie schnell es gemacht ist. Einfach, simpel und gut – genau so, wie ich meine Rezepte mag. Gerade mal fünf Dinge werden verwendet: Sahne, Himbeeren, Honig, Haferflocken und – natürlich – schottischer Whisky. Kindertauglich ist dieser cremig-sahnige Nachtisch damit nicht.
Das Dessert ist angenehm leicht, aber dank der Haferflocken dennoch gehaltvoll, der Whisky ist herauszuschmecken, aber nicht unangenehm dominant. Ich habe einen sehr aromatischen, dunklen, flüssigen Honig gewählt, der wirklich gut mit dem Alkohol korrespondiert. Auch schottische Himbeeren konnte ich jetzt nicht auffahren, sondern habe auf Tiefkühlware zurückgegriffen. Die säuerlichen Früchte mögen den kräftigen Wildhonig auch sehr gerne und achten darauf, dass es nicht pappsüß wird. Hat man ganz süße Himbeeren zur Hand, sollte die Honigmenge reduziert werden.
Cranachan – traditionelles schottisches Dessert
Und wie das mit traditionellen Rezepten, die es in jeder Familie eben so gibt, so ist: Es gibt zigtausend verschiedene Versionen. Als wir vor ein paar Jahren in Schottland waren, hatte ich mir ein Kochbuch mit typisch schottischen Rezepten zugelegt, das mir – neben vielen anderen – als grundlegende Anregung diente. Das Buch beinhaltet viele Basisrezepte, ist aber nur mit Zeichnungen illustriert. Viel Info zur Autorin gibt es nicht (finde ich immer etwas schade), aber zu fast jedem Gericht jeweils einen kleinen Text, aus dem man herauslesen kann, dass hier wirklich Familienrezepte zusammengestellt wurden – zum Beispiel wenn sich an Kindheitssüßigkeiten erinnert wird, die „Uncle Jimmy“ besonders gut kochen konnte. Oder „Aunt Jean’s“ Kommentar dazu. Mit leicht verändertem Titel und gänzlich anderem Cover handelt es sich bei „Traditional Scottish Recipes„* von Eleanor Cowan glaube ich um die Neuauflage.
Knusper, knusper Streusel…
Die Tipps und Erinnerungen zu den Rezepten lesen sich bodenständig und kocherfahren. Beim Cranachan reißt Eleanor Cowan dann auch kurz die Vielfalt an Zubereitungsmöglichkeiten an (und die sind im Grunde unendlich: Haferflocken getränkt in Whisky, untergezogen, geschichtet, Himbeeren zermantscht, entkernt, komplett verarbeitet, andere Beerenfrüchte und…und… und…) und bekennt, dass man beim Thema Haferflocken ruhig ein wenig „cheaten“, also schummeln kann. Da sie keine Passion für geröstete Haferflocken hat, greift sie für das Dessert gerne zu fertigen Cerealien. Und da hake ich dann nochmal rasch ein und werfe für das zweifach verlängerte Event Pour me up… von Frau Bunt ein paar ihrer Walnuss-Knusperstreusel in den Topf mit der Sahne und fülle das Ganze in die schicke Villeroy & Boch-Espressotasse, die es hierzu von ihr per Post gab. Ich hatte die Sahnemasse geteilt, damit ich beides ausprobieren kann, und weiß gar nicht, welche Variante mir besser schmeckt. Es hat beides was: Die gerösteten Haferflocken mag ich echt gerne, aber auch die Verwendung eines Müslis, das relativ klar in der Zutatenliste ist, finde ich hier geschmacklich nice.
Und wie viel Dessert wird’s nu?
Die leidige Frage nach der Portionsgröße… Das kommt wirklich auf die Mägen der Verzehrenden an. Das Rezept ergibt ja über 800 g Grundmasse. Aufgeteilt in vier Whiskytumbler kann das für manche wirklich etwas heftig sein und ersetzt fast eine eigene Mahlzeit. (Andererseits.. die Schotten trainieren ja quasi mit deep fried marsbars – da ist sowas dann auch kein Problem!) In kleinen Espressotässchen mit einem Fassungsvermögen von 100 ml findet man wiederum die ideale Größe für ein kleines, feines Dessert nach einem opulenten, mehrgängigen Essen und kann mit dem Rezept geschätzt circa zehn Personen versorgen. Cranachan lässt sich übrigens hervorragend vorbereiten, im Kühlschrank zwischenparken und in kleinen Gläschen servieren. Wer die leidige Frage nach der Größe der Portionen umgehen will: Nehmt einfach eine große Schüssel und füllt das Schichtdessert dort hinein. Fertig. Dann wirkt man auch nicht mehr so verfressen. 😉
Rezept für Cranachan
(4 – 10 Portionen, siehe oben)
350 g Himbeeren (TK-Ware)
300 ml Schlagsahne
100 g Haferflocken (oder ein passendes Knuspermüsli)
5-6 EL Wildhonig (flüssig)
2 EL schottischer Whisky
Zubereitung
- Die Himberen aus der Kühlung nehmen und antauen lassen (oder direkt frische verwenden). Wenn sie bei Verwendung noch sanft angefroren sind, schadet das nicht.
- In eine Pfanne ohne Fett unter stetem Rühren die Haferflocken rösten, bis sie Farbe annehmen, herausnehmen und abkühlen lassen. Zwei TL Haferlocken als Topping beiseite nehmen.
- Die Sahne aufschlagen und dann Honig, Whisky und Haferflocken unterziehen.
- 200 g der Himbeeren anquetschen (es soll kein kompletter Brei entstehen, die Früchte teils noch intakt sein) und rasch unter die Sahne ziehen.
- Ein paar der zurückbehaltenen Himbeeren auf den Boden der Gläser geben, Sahnemasse darauf verteilen, wieder ein paar Himberen dazwischenschichten, mit Sahne abdecken. Ein paar Haferflocken oder andere Cerealien der Wahl als Topping darüberbröseln und noch eine Himbeere darauf platzieren.
- Für ein paar Stunden zum Durchziehen in den Kühlschrank geben (alternativ: direkt essen und genießen ;))
*Affiliate-Link zu Amazon
Oh, Cranachan! Den mag ich auch sehr, sehr gerne. Feines Rezept.
Sieht extrem lecker aus. Muss ich direkt ausprobieren da ich Nachspeisen mit Alkohol wie Weinmousse liebe.
Ob ich das allerdings in der Schwangerschaft essen darf? Ich denke schon, oder? Is ja nicht mehr Alkohol drin als wenn ich Risotto koche und nicht alles 100%ig verfliegt.
@Sabine – Bin gespannt auf die Himbeer- und andere Beerensaison, Cranachan ist ja so wunderbar variabel.
@Katy – Da kann ich dir echt nix zu raten, ich bin ja auch keine Ärztin. Wenn du Bedenken hast und es schon im Hinterkopf an deinen Gedanken nagt, dann lass es lieber sein? Ich glaube in Deutschland wird Schwangeren von jeglichem Alkoholkonsum abgeraten.
Oh jaaaaaaaaaaaa, das ist was Feines … Ich freu mich schon auf unseren nächsten Schottlandurlaub … Da gibt’s ihn bestimmt wieder *freu*
Dank dir für das Rezept :0)
LG
Sjel
ooh klingt legga – wo ich doch Haferflocken so liebe! Müsste doch mit Marmelade auch gehen, oder? Weil die hätte den Vorteil – zumindest meine – dass sie ohne Kerne ist…
@Sjel – Iek! Ich schmuggel mich beim nächsten Mal einfach in deinen Koffer und komm mit. So! 😉
@Zauberweib – Da gibt’s nur eins: Ausprobieren. 🙂
Himbeeren, Wildhonig und Whisky –> Das klingt nach einer hervorragenden Kombi! Ich glaube das probiere ich auch mal aus…. Habe eigentlich alles da: Bis auf den Whisky. 😉
Mit lieben Grüßen,
Sarah Maria
@Sarah Maria – Whiskylikör ist laut dem schottischen Kochbuch auch genehmigt. 😉 LG