Als ich letztens gefragt wurde*, ob ich Lust hätte Kiwibeeren zu probieren und darüber zu schreiben, habe ich gerne zugesagt. Ich hatte in Kochbüchern schon von dieser Mini-Kiwi gelesen, sie aber selbst noch nicht aus der Nähe zu Gesicht bekommen. Inzwischen kann man diese Beerenfrucht, die man direkt als Snack mit Schale vernaschen kann, aber problemlos in Supermärkten und sogar Discountern kaufen (gestern sogar erst frisch gesichtet).
Mini-Kiwi? Was ist das genau?
Die kleinen (und wirklich leckeren, nicht ganz so säuerlichen) Früchte stammen von der Kletterpflanze Actindia arguta (scharfzahniger Strahlengriffel), eine schon seit Ewigkeiten bekannte Pflanze, die manche sicherlich auch hierzulande in ihren Gärten haben. Aber: die Mini-Kiwis sind sehr empfindlich. Seit ein paar Jahren gibt es eine (nicht gentechnisch veränderte) Neuzüchtung, deren Früchte länger haltbar und damit für den Vertrieb geeignet sind.
Achtung: Das Rezept funktioniert nur mit Mini-Kiwis, reguläre Kiwis besitzen im rohen Zustand das eiweißspaltende Enzym Actinidin, das Milchprodukte bitter werden lässt.
Die Pflanzen selbst sind recht genügsam, benötigen nur wenig Dünger und Platz – die Mini-Kiwis wachsen in traubenartigen Strukturen an Lianen – und sind damit günstig für einen nachhaltigen, umweltfreundlichen Anbau. Anbaugebiete sind Frankreich, Portugal und Italien, die Erntezeit liegt zwischen August und September.
Rezepte für Mini-Kiwis
Ich bin niemand der einfach so Dinge belobhudelt und natürlich wollte ich nicht einfach nur ein Produkt vorstellen, das mich schlicht neugierig gemacht hat und mir gefällt, sondern auch damit kochen. In dem Kochbuch „Beeren und kleine Früchte“* war ich schon im letzten Jahr über das wunderbare traditionelle englische Dessert Lemon Posset gestolpert, hier in einer Variante mit pürierten Kiwi-Berrys. Nachdem ich mich hier und da eingelesen hatte und mal wieder im Guardian eine spannende Zusammenfassung dazu las, habe ich das Rezept noch etwas abgewandelt.
Wer keine Kiwi-Beeren zur Hand hat: dieses simple, aber geniale Dessert funktioniert natürlich auch ohne diese. Aber probiert es aus, die Säure der Zitrone, die Süße und das fruchtige Aroma der Beerenfrüchte harmonieren wirklich unglaublich gut miteinander. Es hat was von löffelbarem Lemon Curd, gekreuzt mit zartem Zitronenpudding – trotz Sahne ist es ein ganz leichtes, in der Konsistenz richtig seidiges sommerliches Dessert. Meine Gäste und ich haben fast die Schälchen ausgeschleckt. 😉
Rezept für Lemon Posset mit Mini-Kiwis
(ergibt 6-8 Portionen)
400 g Sahne
125 g Zucker
100 g frisch gepresster Zitronensaft, ohne Fruchtfleisch/durch ein Sieb gefiltert (~ 2 Zitronen)
100 g Kiwibeeren (optional – reguläre Kiwis können nicht als Ersatz dienen)
1/2 TL frisch geriebene Zitronenschale
Beilagen: Shortbread, ein paar Mini-Kiwis als Dekoration
Zubereitung
- Kiwibeeren waschen, direkt im Ganzen pürieren und Beiseite stellen.
- Schlagsahne, Zitronenabrieb und Zucker in einem Topf erhitzen und unter Rühren aufkochen. Der Zucker sollte aufgelöst sein. 1 Minute simmern lassen.
- Die Sahne vom Herd nehmen (wer das Mundgefühl nicht mag, sollte jetzt die Sahne durch ein Sieb geben, um die Zitronenschale rauszufiltern) und den Zitronensaft und das Kiwibeeren-Püree mit einem Schneebesen unterrühren.
- Die noch flüssige Masse in Schälchen füllen, abkühlen lassen und dann für mindestens 3 Stunden (wenn abgedeckt mit Folie auch problemlos bis zum nächsten Abend) im Kühlschrank durchkühlen lassen. Die Masse wird wie von Zauberhand fest.
- Dazu werden wohl traditionell buttrige Kekse wie Shortbread gereicht.
*Werbung. Afiliate-Link zu Amazon. Bei einem Einkauf hierüber erhalte ich eine geringe Vergütung. Vielen Dank!
Klingt lecker! Mich wundert ein wenig, dass es keine epische Milch-Kiwi-Schlacht gibt … irgendwie hatte ich im Kopf, dass die wegen irgendwelcher Enzyme so ein Montague-Capulet-Ding laufen hatten??
(Ich mach sowieso an alles immer nur Lemon Curd.)
@Diandra – Stimmt! Jetzt wo du es erwähnst… Ich hatte nur Kiwi-Enzyme und Gelatine als ewigen Krieg abgespeichert. (Nachdem mir mal die komplette Deko von einer Obsttorte rutschte, vergisst man sowas nicht mehr.. ;)) Aber von Bitternis weit und breit keine Spur und die hätte problemlos Zeit gehabt sich zu entwickeln, da das Kiwibeeren-Lemon-Posset zwischen Herstellung und Verzehr bei mir gut 24 Stunden Zeit dazu hatte. Es schmeckte im flüssigen Zustand total (man verzeihe mir) geil und im festen genau so. Vielleicht liegt es ja wirklich daran, dass es ja keine richtige Kiwi ist, sondern nur weit, weit entfernte Verwandtschaft?
Vielen Dank für das Minikiwirezept.Ich bekam vor vielen Jahren eine kleine Pflanze, die jetzt üppig wie eine Schlingpflanzen, die Rückseite unserer Garage überwächst und weiter, höher bis über einen Pavillon klettert. Es sind Äste mit Trauben kleiner Kiwis daran, nur leider sind sie ganz hart. Wie kann ich sie zu etwas Genießbaren verarbeiten? Kann man alle Sorten dieser kleinen Früchte essen?
@Monika – Sorry, da kann ich dir leider nicht so richtig weiterhelfen. Früchte werden ja durch Kochen weicher. Vielleicht kochen und dann pürieren/durch die FlotteLotte drehen? Wenn Kochen erfolgreich ist wäre auch Einkochen, wie in meinem Rezept hier für Mirabellen, vorstellbar. Ich würde an deiner Stelle allerdings vorher ganz dringend die Pflanze bestimmen lassen. Bist du sicher, dass sie wirklich essbar ist? Nicht, dass das was ganz anderes ist, was gar nicht für den Verzehr bestimmt und vielleicht sogar giftig ist.