Menschen die mich gut kennen wissen, dass ich eine große Schottlandliebe in meinem Herzen trage. Ich mag das Land, war mehrfach da (sogar unsere Hochzeitsreise ging dort hin) und ja, ich mag tatsächlich auch die etwas herbe aber sehr gute, bodenständige Küche. Also gibt’s Scottish Oatcakes.
Rezepte aus der schottischen Küche
Meine Schottlandliebe spiegelt sich teils auch hier im Foodblog wieder. Hier findet ihr Tattie Scones aus übriggebliebenen Kartoffeln oder Kartoffelbrei, ein Rezept für traditionelle Scones und mein Rezept für vegane Erdbeer-Scones, eine Übersicht über das Traditional Full Scottish Breakfast (mein Magen geht allein beim Gedanken daran schon leicht in die Knie! 😅), Porridge und je ein Rezept für Klassiker wie Schottisches Shortbread und das köstliche schottische Dessert Cranachan, mit Sahne, Himbeeren, gerösteten Haferflocken und Whisky, an dem eins nicht vorbei kommt.
Und da ich mit meiner mir selbst gestellten #VorratskammerChallenge momentan sehr in Richtung „Rezepte aus der Vorratskammer“ (ihr wisst, dass ich dazu auch ein Kochbuch geschrieben habe, oder? „33 süße Rezepte aus der Vorratskammer„*) arbeite, und ich sehr viel von Hafer halte, daraus regelmäßig Haferbrot backe (und – note to myself – endlich mal eine Rezeptübersicht zu meinen ganzen Haferrezepten erstellen sollte!), ist es eigentlich recht logisch, dass ich irgendwann auch bei selbstgemachtem Haferknäcke lande. Aber Achtung! Die Scottish Oat Cakes sind nicht zu verwechseln mit den Staffordshire Oatcakes – die ich natürlich auch schon länger auf meiner kulinarischen Landkarte habe.
Scottish Oatcakes: Fladenbrot? Cracker? Haferknäcke? Salziger Keks?
Ja was denn jetzt? Die schottische Legendenbildung besagt, dass wahrscheinlich schon zu römischer Zeit Oatcakes gegessen wurden. Im Mittelalter soll hieraus auch die Marschverpflegung für schottische Soldaten bestanden haben. Sie hatten einen großen, flachen Stein oder ein „Girdle“ (Griddle – quasi eine flache Metallplatte, die aufs Feuer gelegt wird, um darauf Dinge wie Beispielsweise Fladenbrot auszubacken) dabei und buken darauf ihr Haferbrot. Für Oatcakes werden die Haferflocken ja im Grunde nur mit etwas Fett und Wasser vermengt und gebacken. Anfang des 14. Jahrhunderts beschreibt der französische Chronist Jean Le Bel diese Praktik und vergleicht die Haferküchlein mit Oblaten, die er von Nonnen in seinem Heimatland kennt. Die Quellenlage für die Metallplatte ist etwas wackelig, Metall war außerdem recht kostspielig – aber plausibel wäre es. Hafer war und ist günstig, lässt sich wohl auch unter den manchmal etwas widrigen schottischen Wetterbedingungen anbauen, besitzt aus Ernährungssicht viele positive Eigenschaften und sättigt. Nicht umsonst ist Schottland auch das Geburtsland des Hafer-Porridges. Im 18. Jahrhundert werden die schottischen Haferkekse bzw. das schottische Haferbrot sogar von Schottlands Nationaldichter Robert Burns gewürdigt „Oatcakes are a delicate relish when eaten warm with ale,“.
Woraus bestehen Scottish Oatcakes – und wie isst eins sie?
Die Scottish Oatcakes waren früher allgegenwärtig in der schottischen Küche und wurden als Beilage zu herzhaften Gerichten und zu Suppen gegessen, süß oder salzig belegt als Frühstück oder Snack oder schlicht mit Butter bestrichen genossen.
In der Simplizität der Herstellung liegt auch etwas die Krux der Definition, was genau Scottish Oatcakes eigentlich sind, denn sie sind alles: Klein und dünn wie salzige Kekse (savoury Biscuits), groß, dick und rund wie ein Pfannkuchen, in Stücke geschnitten (Farls), halbiert, von der Konsistenz her trocken und knackig oder soft und krümelig, ausgebacken in der Pfanne, auf einem Griddle oder im Ofen. Manche nehmen Öl für den Teig, andere Talg, die nächsten Butter, heißes, kaltes oder warmes Wasser – und die Übernächsten schwören auf kernige, zarte oder komplett ausgemahlenes Haferflockenmehl und schmeißen vielleicht sogar noch Weizenmehl mit hinein. Ihr seht: Hier herrscht komplette Vielfalt – und ist das nicht absolut wundervoll?
Meine Oatcakes bestehen rein aus zarten Haferflocken, werden im Ofen gebacken, sehen aus wie runde, große Kekse und sind quasi eine Art Hafer-Knäckebrot. Sie schmecken himmlisch mit Butter und wir essen sie eigentlich zu jeder Tageszeit gerne – vorgestern erst wieder als Begleitung zu einer Kürbissuppe.
Je nach verwendeten Haferflocken und Marke muss evtl. Wasser ergänzt oder weggelassen werden. Ich bilde mir ein, dass es da selbst bei den zarten Haferflocken Unterschiede gibt. Tastet euch ein wenig heran, so viel falsch machen kann eins nicht. Etwas Wasser lässt sich ja löffelweise problemlos nachgeben. Die Oatcakes sind zudem glutenfrei – wenn ihr darauf achtet, glutenfreie Haferflocken hierfür zu nutzen.
Und da der Teig so wunderbar variierbar ist: Warum nicht mal Rosmarin-Cracker daraus machen? Oder Parmesan in den Teig kneten? So viele Ideen…
Neues Schottland-Kochbuch – wundervoll für Schottlandverliebte
Auf die Oatcakes rezepttechnisch aufmerksam wurde ich übrigens über das Buch „Zu Gast in Schottland. Eine kulinarische Entdeckungsreise„* von Aurélie Bellacicco und Sarah Lachhab, welches mit vor Kurzem als Rezensionsexemplar ins Haus flatterte. Zwischen den Buchdeckeln finden sich 60 traditionelle schottische Rezepte – natürlich viele Klassiker wie zum Beispiel Shortbread, Cottage Pie, Dundee Cake, Selkirk Bannock, Aberdeen Sausage oder Clapshot. Es sind klassische Rezepte von vegan und vegetarisch bis fleischlich – allerdings haben die schottlandverliebten Autorinnen diese oft mit einem tollen modernen Twist versehen. So begegnen einem hier beispielsweise vegetarische Scotch Eggs mit Falafelteig statt Wurstbrät oder veganes Haggis mit Tatties und Neeps, was für mich sehr spannend klingt!
Wie der Untertitel schon sagt, ist es viel mehr als „nur“ ein Kochbuch: Wunderschöne Fotos, typisch schottische Rezepte und viel Wissenswertes rund um regionale Produkte und Genussregionen gehen hier Hand in Hand mit Infos über Ausflugsziele, Landeskultur und Tipps zur den besten Mitbringseln. Sogar Buch- und Filmtipps für Schottland-Fernweh sind aufgeführt. Falls ihr Schottlandliebhaber*innen im Freundes- oder Familienkreis habt, kann ich dieses Buch nur allerwärmstens als Geschenkidee ans Herz legen. Es passt bestimmt auch noch in ein Osternest. Mir hat das Durchblättern und Lesen jedenfalls sehr viel Freude bereitet!
Aurélie Bellacicco, Sarah Lachhab
Zu Gast in Schottland. Eine kulinarische Entdeckungsreise*
Knesebeck, 2022
ISBN: 978-3957286703, 192 Seiten, 30 €
Einfache Gerichte für kleines Geld
Entschuldigt bitte diesen länglichen Vortrag, aber ich musste hier einfach viel reinbekommen: Historische Fakten und Quellen, eine Kochbuchvorstellung und dann noch ein Blogevent! Brigitte von Bistroglobal organisiert in diesem Monat nämlich das Blogevent „Cucina Povera“ – in Zorras Blog Kochtopf. Direkt übersetzt wäre das wohl „arme Küche“. Sie sucht nach Rezepten, die günstig sind, aber auch satt und glücklich machen. Mein erster gedanklicher Gang war in Richtung Kartoffeln (Pellkartoffeln, Kartoffelsuppe) oder Pasta. Da sich hier aber schon grundlegende Rezepte dazu tummeln (wie zum Beispiel vegane Kartoffelsuppe mit Kokos oder meine Butternudeln), wanderten meine Gedanken zu Hafer. Sehr günstig, sehr sättigend, mit vielen tollen Eigenschaften – und in Deutschland über Jahrzehnte hinweg absolut unterschätzt. Na sowas! Da kommen die Oatcakes, die seit Jahrhunderten zu den schottischen Grundnahrungsmitteln gehören, doch wie gerufen! 😅Also – jetzt geht es endlich ab zum Rezept!
Rezept für Scottish Oatcakes
(ergibt 1 Blech / 16 Stück)
250 g Haferflocken (zart)
150 g Wasser
2 TL Öl (Sonnenblumenöl oder Olivenöl)
1/2 TL Backpulver
1 großzügige Messerspitze Salz
Hafermehl zum Ausrollen (alternativ: Haferflocken selbst zu Mehl mahlen, Buchweizenmehl oder Weizenmehl)
Zubereitung
- Alle trockenen Zutaten in eine Backschüssel geben und miteinander vermengen.
- Öl und das abgewogene Wasser hinzugeben (wer sich unsicher ist, gibt evtl. erst 120 g hinzu und ergänzt dann nach und nach) und alles mit einem großen Löffel gut verrühren.
- Wenn die Masse anzieht, mit einer Hand gut durchkneten und den Teig zu einem Ball formen.
Tipp: Der Teig neigt sowieso grundsätzlich zum bröseln und ist wie feste Knete. Die Masse sollte relativ zügig verarbeitet und vor der Weiterverarbeitung nicht zu lange liegen gelassen werden, da sie sonst zu bröckelig wird. Ist sie doch zu bröselig, kann eins die Hände anfeuchten und sie nochmal etwas kneten, das hilft.
- Die Arbeitsfläche mit etwas Hafermehl bestäuben und den Teig darauf 5 mm dick ausrollen. Mit einem runden Ausstecher* (meiner hat ca. 6 cm Durchmesser) oder einem umgedrehten Trinkglas Kreise ausstechen. Sie können ruhig recht eng auf dem Blech liegen, da sie kaum aufgehen.
- Die ausgestochenen Kekse auf ein mit Backpapier bezogenes Blech geben und im vorgeheizten Ofen (175 °C, Umluft, mittlere Schiene) für 30 Minuten backen, bis sie hart und knusprig sind.
Die Oatcakes schmecken frisch natürlich hervorragend, halten sich – trocken und gut verschlossen gelagert – jedoch auch einige Tage. Sie wären zum Beispiel auch eine schöne Begleitung zum Wandern oder für ein Picknick.
*Werbung: Affiliate-Link zu Amazon. Bei einem Einkauf hierüber erhalte ich eine geringe Vergütung. Es entstehen dadurch keine weiteren Kosten. Vielen Dank!
Liebe Shermin, deine Oat-Cakes knuspern sicher wunderbar. Da wollte ich mitessen. Deine Liebe zu Schottland ist ansteckend. Ich war mit meinem Mann schon mehrmals in England und in Irland, Schottland fehlt uns. Doch jetzt denke ich darüber nach…Viele Grüße, Regina
@Regina – Dafür fehlt uns noch Irland auf der Karte! Vielen Dank nochmal für das spannende Thema! 😊
Danke für Idee. Das macht Lust auf ausprobieren und reisen 😉
@Sarah – Ohja, da hast du Recht! 😊
Die Oatcakes sehen interessant aus und das Rezept liest sich auch so.
Das hat jetzt gar nichts mit der kleinen Schwester von Schei*e zu tun.
Das Ganze klingt durchsus nachahmenswert.
LG Britta
@Britta – Uhm… Danke? 😅
Die schottische Küche habe ich bis jetzt vernachlässigt. Das muss ich aber ändern! Danke für die Inspiration!
@zorra – Das freut mich!
Ich habe das Rezept entdeckt und gleich ausprobiert weil es so einfach ist.
Es hat super geschmeckt. Werde es jetzt öfter machen.
@Pamela – Ach, das freut mich! Danke für die Rückmeldung. 😊