Zeit für… die Internationale Grüne Woche in Berlin

Messebesuch (und Blick in unsere Einkaufstüte) auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin.

Ende letzter Woche lief ja hier die Grüne Woche an. Vom 18. bis zum 27.01.2013 kann man sich in der Messe unter dem Funkturm kulinarisch austoben. Ich wartete eigentlich noch auf meine Akkreditierung, hatte aber nur an diesem Samstag Zeit und so sind wir dann relativ kurzfristig zur Messe gestartet – aber mit der Happy Hour-Karte kostete der Eintritt ab 14.00 Uhr nur noch 9 Euro.
Kleiner Tipp – zumindest am Samstag war so wenig los, dass wir kein Online-Ticket kaufen mussten, sondern direkt verfroren bei der Ticketkasse an die Reihe kamen. Und auf der Website der Grünen Woche gibt es ein nettes Feature. Man kann sich (allerdings relativ unübersichtlich) online alle Anbieter ansehen, die Interessanten abspeichern (wenn man registriert ist) und sich diese Suche dann (mit grobem Übersichtsplan und sortiert nach einzelnen Hallen) ausdrucken. Gut, dass wir von einer Freundin vorher noch den Tipp bekommen und für uns interessante Punkte schon vorher gewählt hatten, sonst wären wir bei der Größe wirklich total überfordert gewesen.

Ich habe zwar nicht wirklich bekommen, was ich kaufen wollte (der nette Mann am Stand von Aserbaidschan wollte mir zwar Granatapfelsaft aufschwatzen, der ersehnte Granatapfelsirup war allerdings nur ein unverkäufliches Muster, das arabische Geschirr bei den Tunesiern war mir zu teuer und Ungarn zeigte sich eher von seiner Paprika- und Honigseite, aber das von mir heiß begehrte pechschwarz eingekochte Pflaumenmus sichtete ich leider nicht. Und Uzbekistan stellte seine Rosenmarmelade – die ich für ne Freundin suchte – auch nur dekorativ aus.). Dafür haben wir direkt erstmal frisch ausgebackenes Langosch geknabbert und einige andere Stände abgeklappert und neue Erfahrungen gesammelt. Mir war beispielsweise total unbekannt, dass frisch gepresstes Olivenöl einen mir derartig unbekannten Geschmack hat: Ölig (klar…), aber erstaunlich blumig, fast rosig, und dann entfalten sich auf der Zunge Bitteraromen und eine überraschende Schärfe blüht regelrecht auf. Ich habe mich beinahe dabei verschluckt.
Viele Stände bieten neben richtigen Gerichten auch Häppchen zum Probieren an. Die ich allerdings stellenweise dezent überteuert fand. Für ein Fetzchen Schinken zahle ich keinen Euro und für ein Plastikschälchen mit ner halben Krabbe und einem Blatt Salat sicherlich keine drei Euro. Gutes Essen kann gerne was kosten, aber das fand ich etwas befremdlich.

Wir haben also sehr viel gesehen und hatten in den vier Stunden, die wir da waren, doch viel zu wenig Zeit. Zwischendurch hatten wir einige wirklich nette Gespräche mit den Leuten an ihren Ständen – wir hatten allerdings auch Glück, dass der Samstag nicht so absolut überlaufen war. Und für die Neugierigen (mich interessieren solche Blicke in den Einkaufskorb auf anderen Foodblogs jedenfalls immer) gibt es jetzt Fotos unserer Einkäufe – samt ein paar Infos.

England

  • Whisky Fudge
  • Walkers Salt & Vinegar Chips
  • Bourbon Cream Biscuits (essbare laktosefreie Schokoladenkekse – Seltenheitswert in Deutschland)

Schweiz

  • Türkischer Honig mit gerösteten Mandeln

Deutschland

  • Vor Ort getrunkenes Glas Weihnachtsbock der Braumanufaktur Forsthaus Templin (schön malzig, schmeckt erstaunlich leicht und süffig, hebt einen aber schon sanft von den Füßen)
  • Eine direkt nach dem Weihnachtsbock von mir vertilgte außen herrlich knusprige und im Innern weiche Bio-Brezel der Hofpfisterei (Ich hatte wirklich nur ein paar Schluck – allerdings auf leeren Magen. Die Brezel war quasi lebensrettend. Die Hofpfisterei hat inzwischen übrigens auch einige Fillialen in Berlin – allerdings keine einzige in der Nähe von Friedrichshain. Also leider keine weiteren köstlichen Hofpfisterei-Brezeln für mich in naher Zukunft…)
  • Pfefferbeißer (noch nicht probiert)
  • Altenburger Zickenkäse (kleiner, sehr aromatischer Camembert und ein Stück Ziegenkäsebrie – gab es wirklich preiswert am Stand)
  • Vakuumgefriergetrocknete Bio-Apfelscheiben und ein Gläschen Bio-Zitronenpulver vom Winklhof. (Die Apfelscheiben schmecken tatsächlich andes als die gedörrten, die ich aus dem Biomarkt kenne. Total fluffig, locker und sehr fruchtig-aromatisch. Wirklich sehr apfelig und empfehlenswert. Auf das Zitronenpulver – hier wurde wirklich die komplette Zitrone gefriergetrocknet und pulverisiert, das Pulver ist also auch säuerlich – bin ich schon sehr gespannt. Eine spontane Foodblogger-Umfrage bei Twitter ergab vorhin tolle Rezeptideen von Zitronenhühnchen und Zitronenbutter für Fischgerichte, bis hin zu  Saucen, Gebäck und Salaten.)
  • Wikana Kekse. Damit ist ja im Osten jedes Kind groß geworden. Für den Liebsten wurden es Wikinger-Doppelkekse, gefüllt mit Zitronencreme (die er hier in den Geschäften nie findet – da muss ich demnächst mal anfragen) und für mich Mint Choco-Sandwichkekse (laktosefreier After Eight-Keks).
  • Berliner Küsse (Hmja. Schaumküsse halt. Laktosefrei. Nett. Seltsamerweise ne Firma mit Sitz in Thüringen?)
  • Vanilleschoten und langer Pfeffer (piper longum) von MadaSpice.
  • Florida-Eis. Hach.  Ich bekam das Eis kurz nach Entdeckung meiner Laktoseintoleranz von einer Bekannten empfohlen. Florida Eis hat seine Heimat in Berlin Spandau (so weit der mittig wohnende Berliner Spandau zu Berlin zählt.. ;)) und zwar schon seit 80 Jahren. Normalerweise werden die 500 g Becher für circa fünf Euro verkauft, hier hätte ich sie für nur drei Euro bekommen. Zu gerne hätte ich da zugegriffen, leider lag der Stand gut eine halbe Stunde von dem Ausgang entfernt, zu dem wir raus mussten. Auf mein klägliches und eissüchtiges Quieken hin (Das Eis ist wirklich toll – der Gatte liebt das Milchspeiseeis. Und die Fruchteissorten sind alle laktose- und glutenfrei. Meine Lieblingssorte ist Mango – wobei ich mich noch nicht durch alle verfügbaren Sorten probiert habe.) boten die drei netten Herren am Stand mir dann an, alles isolierend in Papier zu wickeln. Aber das hätte dann wahrscheinlich dennoch nur Fruchtsuppe gegeben, so dass ich bedauernd ablehnte. Übrigens kann man das Eis zwar im Grunde nur in Berlin bekommen, dank dem Eis-Express – einem 24-Stunden-Eisversand via Post – aber dann doch deutschlandweit.
  • Aseli Schaumzuckertierchen. Auch diese Firma ist alteingesessen in Berlin und setzt auf Tradition und Handwerk. Mich persönlich kann man mit Marshmallows (erst recht nicht in Busenform) jetzt nicht wirklich hinter dem Ofen hervor locken. Aber für den Liebsten gab es noch eine Tüte mit glutäugigen weißen Mäusen, grünen Waldmeisterkrokodilen und anderem Gefleuch. Aseli hat auch wirklich tolle Sachen für Halloween (Totenköpfe, Kürbisse, Gespenster, große Ratten) – ich glaube für die diesjährige Party werde ich dann doch mal direkt beim Werksverkauf vorbei sehen.

Grüne Woche Fazit

Ok.. ich gebe es zu. Dachte ich am Anfang noch, dass ich nicht viel kaufen würde, ist es dann doch eine ziemliche Menge geworden. Allerdings muss ich sagen, dass ich für viele Sachen dort auch nicht (mehr) Zielgruppe war – ganz simpel deswegen, weil ich durch meine kulinarische Passion viele selbst herstelle/koche/backe/mixe/mische/zusammenstelle. Vielleicht fehlte es dem Foodblogger an sich dann etwas am ehrfürchtigen Blick. 😉
Was ich zusätzlich noch sehr schade fand (und bei der IFA zum Beispiel ganz anders erlebte), war der Mangel an Kompetenz im Bereich Social Media. Im Twitter-Account der Grünen Woche werden nur alle paar Stunden automatisiert wirkend die Links zu den tödlich-trockenen Pressemitteilungen in den Äther abgedrückt. Dahinter ist kein realer Mensch greifbar, auf freundliche Mentions mit Steilvorlagen wird absolut nicht reagiert. Das zeigt, dass man dieses lebendige Wechselspiel, das da möglich wäre, überhaupt nicht begriffen hat und sehr viel Potential verschenkt. Sehr schade.
Ähnlich sehe ich das übrigens auch bei den ausstellenden Firmen. Einige Marken sind wirklich sehr modern und mit spannende neuen Produkten und Ideen aufgestellt, dennoch fehlt mir persönlich da diese direkte Möglichkeit zur Kommunikation. Andere Firmen (fiel mir leider gerade im Bereich der Kräuter auf, es gibt aber bestimmt noch andere Beispiele) sind allein optisch schon total zugestaubt und hinken einfach hinterher.

Wir fanden unseren ersten Besuch allerdings toll und werden sicherlich auch versuchen die Grüne Woche im nächsten Jahr wieder heimzusuchen, dann allerdings mit etwas mehr Zeit. Und wir haben es sogar noch geschafft noch kurz in der Halle mit den Tieren vorbei zu huschen. Puschelfußpferde und Schafe angucken.

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5 Comments

  • Danke für den wirklich informativen Bericht! Wow, so viele laktosefreie Produkte, die ich noch nicht kenne. Da werde ich mal stöbern, wo ich die kaufen kann. 😉 Vielen Dank für die tollen Infos! LG Maja

  • Hi Maja,

    ich berichte ja gerne. Und ich war ja auch zum ersten Mal dort. Die Kekse von Wikana bekommst du sehr, sehr günstig über deren Webshop. Dort liegt der Mindestbestellwert allerdings bei 10 Euro. Und leider finde ich bei deren Webangebot so spontan keine Zutatenliste – das ist natürlich etwas doof. Aber zumindest bei den Mint Choco-Keksen, die neu im Programm sind, kann ich es dir zur Zeit garantieren.
    Was mir auch auffiel: Viele Händler sind dafür noch so gar nicht sensibilisiert und wirkten auf die Frage nach einem Blick auf die Zutatenliste echt verwirrt. Bei anderen warb man offensiv damit oder hatte – fand ich total lustig und fiel mir gerade bei einem Bäcker auf, wo eine riesige Schlange vor stand – noch schnell große handgeschriebene Schilder oben an den Stand drangepappt, wo „Garantiert 100 % laktosefrei!“ drauf prangte.

    Liebe Grüße

  • Haha 🙂 Ja das Thema scheint immer noch nicht so bei allen angekommen zu sein, obwohl es ja nun wirklich kein plötzliches Auftreten ist. Vielen Dank für den Tip mit dem Webshop! Und vielen Dank für deinen lieben Kommentar auf meinem Blog! 😀

  • Ich glaube auch, dass viele Produzenten die Macht der Zutatenverzeichnisse noch nicht erkannt haben. Klientel, die für bestimmte Produkte auch bereit ist, etwas mehr Geld zu zahlen, lässt vieles liegen, weil die Kennzeichnung so grottig ist. Egal ob laktosefrei oder frei von anderen Dingen, die der Verbraucher so wünscht.

  • @Ulrike – Da stimme ich dir voll und ganz zu. Du bist ja berufsbedingt eh schon sehr viel tiefer in der Materie als ich. Ich halte nur ab und an inne beobachte (auch ganz gut anhand meines Blogs), wie ich für dieses wirklich wichtige Thema nach und nach immer mehr sensibilisiert werde. Frau lernt halt immer noch dazu. 🙂
    Und ich finde es in dem Zusammenhang auch wichtig, den Herstellern als Verbraucher auch mal direktes Feedback zu geben.

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