Darf ich euch diese grünäugige 50er-Jahre-Schönheit vorstellen, die sich hier gar köstlich auf einem Bett aus Gurkenscheiben räkelt? Diese spezielle Spezies habe ich vegane Friedrichshainer Mettratte getauft. Sanft subversive Berliner Ernährungsverhältnisse eben.
Und nein, bei mir ist nicht jeder zum veganen Genus gezwungen. Ich persönlich lebe aus vielfältigen Gründen auch weiterhin omnivor und (das nur als vorbeugender Disclaimer) möchte hier auch kein Forum für pro/contra-Veganismus- oder Muss-man-das-wirklich-Mett-nennen??!!-Diskussionen bieten.
Vegetarische, vegane, omnivore Rezepte
Ich habe gerne mir teure Menschen zu Gast und mir persönlich ist es eine Freude, diese auch angemessen zu bewirten. Zum Beispiel bei Feiern oder meinem Versponnen Salon: Einmal im Monat öffne ich meine heiligen Hallen, es wird gequatscht, gesponnen, gestrickt, ausgiebig mit Fasern gekuschelt und natürlich – wie meistens, wenn Mensch gemütlich aufeinandertrifft – gegessen. Da kommt eine Anzahl von Leuten zusammen, die alle verschiedene Bedürfnisse haben: Vegetarisch, vegan aus Überzeugung, glutenintolerant, laktosetintolerant, diverse Nahrungsmittelunverträglichkeiten… und watt weiß ick. Jede/r bringt was für das gemeinsame Buffet mit und ich versuche im Blick zu behalten, dass alle irgendwie mit für sie verträglicher (und vor allem genießbarer) Nahrung versorgt sind.
Was ich besonders hübsch dabei finde: Niemand fordert etwas ein und niemand fühlt sich persönlich angegriffen, weil eine andere Person beispielsweise nun mal keine tierischen Produkte zu sich nehmen will. Man bringt sich was mit, findet was vor, fragt nach, sucht simple Lösungen und lernt gleichzeitig neue und andere kulinarische Dinge kennen.
Irgendwie funktioniert’s. Mich persönlich fordert sowas kochtechnisch ja auch eher heraus, so entstand ja zum Beispiel der vegane und glutenfreie Rührkuchen. Oder die asiatische Kartoffelsuppe. Aber ich lese eben auch im Jahr 2015 noch immer wieder mit Schaudern in sozialen Netzwerken von Veganern und Vegetariern, die bei Feiern wie ernährungstechnisch Ausgestoßene an trockenen Salatblättern und einsamen gekochten Kartoffeln nagen dürfen oder denen bei Familienfestlichkeiten feindselige Unhöflichkeit vorgeworfen wird, weil sie keine Fleischberge verzehren wollen. (Man könne sich doch mal zusammenreißen. Und überhaupt, sowas muss man doch mal sagen dürfen…!)
Ich liebe also die Entspanntheit, mit der sich hier bei mir am Esstisch Menschen der verschiedensten Nahrungsreligionen zusammenfinden und ich kriege Wallungen (und zwar keine guten), wenn jemand seine Ernährungserleuchtung als einzig glücklich machende anderen aufzuzwingen versucht. Egal wie stark Nahrung polarisiert und emotional aufgeladen ist: Ich hasse es missioniert zu werden. Das gilt für Fleischfresser wie Veganer und alles dazwischen.
Rein pflanzliches Mett – einfach selbstgemacht
Ach…. irgendwie wuchert der Artikel gerade etwas, dabei wollte ich euch doch nur ein schönes Rezept für einen veganen, glutenfreien und dabei noch echt leckeren Brotaufstrich vorstellen. :/ Ich bin immer wieder im Netz darüber gestolpert, bis ich mich sehr neugierig daran gewagt und viele andere Menschen mitüberrascht habe.
Meist spielt es sich nach dem gleichen Prinzip ab: Sehr skeptische Leute, die es wagen superhypermegaszweiflerisch ein todbringendes Löffelchen des veganen Hackepeters zu probieren, und dann äußerst überrascht die Augen aufreißen, weil a) hat’s gar nicht superschrecklich gesund und vegan geschmeckt und b) war’s sogar richtig gut und c) verkünden viele dann, dass – wenn man das mit dem veganen, reiswaffeligen Hintergrund nicht wüsste – der Unterschied nicht wirklich herauszuschmecken wäre.
(Der Meinung bin ich nun nicht ganz, ich find’s einfach lecker, man erahnt aber geschmacklich den Reis am Horizont. Aber mein Vater als unwissendes carnivores Testkarnickel verkündete nach dem Probieren, dass er so rohes Hack nicht möge, nur gebraten. Ähem, ich lass das mal so stehen.. ;)) Die Optik, das Mundgefühl und die richtige Würzung spielen halt stark mit hinein und erzeugen eine Freudsche Fehlleistung auf dem Teller. Andererseits: Reis mit Tomate und Zwiebeln & Knoblauch…. das passt ja auch einfach.
Hier entlang geht es für einen weiteren rein pflanzlichen Aufstrich aus Erbsen mit Basilikum und Cashewmus.
Tipp für selbstgemachtes pflanzliches Mett: Ich habe das vegane Mett jetzt schon mehrfach gemacht, auch in Fremdküchen, wo frau nicht immer alles vorfindet: Eine gute italienische Gewürz*- oder Bruschettamischung* eignet sich auch sehr gut zum Würzen.
Rezept für veganes Mett
100 g Reiswaffeln (Geschmacklich ergibt das je nach Hersteller echt Unterschiede. Mit den dicken Reiswaffeln gefällt’s mir persönlich am besten)
300 ml Wasser (kalt)
60 – 140 g Tomatenmark (je nach gewünschter Tomatigkeit)
2 mittelgroße Zwiebeln
2 TL Senf (ich nehme gerne meinen süßen Honig-Senf – der ist allerdings nicht vegan)
1/2 TL Meersalz
1/4 TL Harissa* (alternativ eine andere Chilisauce wie Sriracha* oder etwas Chilipulver)
1/4 TL Knoblauch (getrocknet, gemahlen)
1/4 TL Oregano (getrocknet)
1/4 TL Paprikapulver (edelsüß)
etwas frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Zubereitung
- Die Reiswaffeln mit den Händen in eine Schale bröseln.
- Die kleingebröckelten Reiswaffeln mit dem Wasser übergießen und dieses mit einer großen Gabel/Löffel gründlich unterrühren und etwas einziehen lassen.
- Derweil die Zwiebeln putzen, fein hacken und zusammen mit den Gewürzen und dem Tomatenmark (Je nach Geschmack könnt ihr hier nach und nach ergänzen & abschmecken. Das hängt auch von der gewählten Sorte Reiswaffel ab.) einarbeiten.
- Falls noch zu viele harte Waffelstücke vorhanden sind, kann man esslöffelweise noch ein klein wenig Wasser ergänzen.
- Die Masse in eine festschließende Dose füllen und im Kühlschrank mindestens bis zum nächsten Tag durchziehen lassen.
- Abschmecken & aufessen. Der Brotaufstrich hält sich bei hygienischer Handhabung im Kühlschrank auch ein paar Tage. Wie ihr sehen könnt, lassen sich aus dem veganen Mett ganz wunderbare
MettigelMettratten modellieren. Das Fell ist mit zusätzlichen langen Zwiebelstückchen imitiert und die Augen bestehen bei mir aus eingelegten Kapern.
*Werbung: Affiliate-Link zu Amazon. Bei einem Einkauf hierüber erhalte ich eine geringe Vergütung. Zusätzliche Kosten entstehen hierbei nicht.
mit Reiswaffeln als Basis, das fand ich jetzt überraschend! ich dachte an so irgendein Fleischersatzprodukt, das Rezept klingt wirklich gut!
lg,
dein Vater ist der Beste!
@Friederike – Werde ich ihm ausrichten. 🙂
So in ähnlicher Art ohne Senf und Harissa habe ich das auch mal gemacht. Ich hatte zwischenzeitlich mal mit Fuchs Gyrosgewürz experimentiert und tadaaa das kam richtig nah ran an Mett 😉
@Kathi – Stimmt, das müsste geschmacklich als Mischung auch gut dazu passen.
Danke für Deine Gedanken und das super-tolle Rezept. Bin auch ein Alles-Esser, und finde die vegane Küche voll lecker! Schon 1000 mal drüber gestolpert – werde es jetzt auch ausprobieren 😉
@Jo Vagari – Dann guten Appetit. Ich hoffe das vegane Mett gefällt dir ähnlich gut wie mir. In sozialen Netzwerken, wo ich den Artikel geteilt hatte, habe ich ja mittels dortiger Kommentare einen Vorgeschmack von dem bekommen, was ich im Artikel angesprochen hatte. Schüttel innerlich immer noch den Kopf.
Nachgemacht! Schon länger und mein Testesser findet es richtig gut. Heute auf dem Blog. Mir schmeckt’s auch, aber muss ich nicht ständig haben. Danke fürs Rezept. 🙂
@Barbara – Danke für die Rückmeldung. 🙂 Bei uns gab’s den Aufstrich gerade am Wochenende wieder zu ner Feier, wo er restlos vertilgt wurde.