Jetzt wird es etwas (n)ostalgisch. Zu Kindergeburtstagen (ja, auch wenn die Kinder inzwischen weit jenseits der Volljährigkeit waren 😅), hat meine Mama immer Lukullus gemacht. Oder wie er im westlichen Teil Deutschlands genannt wird: Kalter Hund.
Einfacher Kuchen ohne Backen und mit Butterkeksen
Meine Mama (und auch ich) haben den immer so Pi-mal-Daumen gemacht. Neben Marmorkuchen, Zitronenkuchen oder Blechkuchen wie Schokoladenkuchen oder Papageienkuchen ist Kalter Hund/Kalte Schnauze in meiner Generation ein Klassiker zum Kindergeburtstag gewesen. Hier also der Versuch, das Kuchenrezept mal genauer zu dokumentieren. Dieser relativ einfach zu machende Kekskuchen lebt in den verschiedensten Namensvarianten und leicht unterschiedlichen Versionen in allen möglichen Ländern. Von Norwegen über Dänemark, Italien und Griechenland, bis hin zu Großbritannien finden sich Varianten von diesem Kuchen mit Kakaopulver und Kokosfett. Den Namen Kalter Hund hat er durch die Kastenform und die dunkle Füllung, die an Grubenhunte aus dem Bergbau erinnern sollen. Bei uns – meine Mutter ist in Leipzig aufgewachsen – hieß er eben immer Lukullus. Ich nehme an, dass das eine namentliche Verneigung in Richtung des römischen Senators Lucius Licinius Lucullus ist, der unter anderem für seine wundervollen Gastmähler berühmt war. Hieraus entstammt auch das Wort „lukullisch“ für kulinarische Genüsse.
Heutzutage mögen einige vielleicht etwas naserümpfend auf diesen Kuchen sehen – kein Chocolate Drip, keine fancy Früchte, Cremes oder Aufbauten. Aber richtet dazu bitte den Blick in die Vergangenheit. Rezepte dieser Art entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als noch nicht jede heute verfügbare Köstlichkeit mal eben im Supermarkt um die Ecke erworben werden konnte. Der sehr reichhaltige Kekskuchen besteht komplett aus Zutaten, die gut lagerbar und fast immer in der Vorratskammer** vorhanden waren, wie Backkakao, Kokosfett, Kaffeesahne und Puderzucker. Auch der fertige Kuchen musste nicht sofort verzehrt werden, sondern hielt sich gekühlt einige Tage, wobei die Kekse nach und nach etwas weicher werden – was allerdings nicht negativ ist. Was ihn zudem noch zu einem guten Kuchen für den Kindergeburtstag machte: Er schmeckt tatsächlich unglaublich schokoladig, lässt sich einfach verzieren und eben ganz bequem und ohne Stress am Vortag schon zusammensetzen.
Ganz klassisch wird der Kuchen in eine Kastenform eingeschichtet. Damit der Butterkekskuchen nach dem Erkalten gut herausnehmbar ist, wird diese mit Klarsichtfolie oder Alufolie ausgekleidet. Das ist ein wenig fummelig. Ich habe es mir da einfach gemacht und nutze eine Silikonkastenform*, die ich sonst gerne fürs Brotbacken nutze.
Lukullus/Kalter Hund ohne Ei
Sehr viele der alten Rezepte enthalten rohe Eier, da dies als Emulgator ganz wunderbar die Masse bindet. Ich nutze allerdings nur sehr ungerne rohe Eier, und setze sie auch ungerne anderen vor. Meine Mutter nutzte statt rohem Ei meist möglichst fette Kaffeesahne, das funktioniert auch sehr gut und macht geschmacklich keinen Unterschied. Manchmal (und ich habe bis heute nicht herausgefunden, woran genau es liegt) zeichnen sich nach dem Erhärten ein paar weißliche Schlieren des Kokosfetts ab. Das ist keine geschmackliche Beeinträchtigung, wer sich daran stört, kann nach dem Stürzen einfach etwas Puderzucker oder Kakapulver darüber sieben.
Ich habe auch schon Varianten von Kaltem Hund gesehen, die statt mit Kokosfett und Kakao mit weißer Kuvertüre und Sahne zubereitet waren. Und zuletzt noch: Macht eure eigene Version aus diesem Kuchen und aromatisiert die Schokomasse beispielsweise mit Gewürzen wie Pumpkin Pie Spice, Zimt, Vanille oder etwas Orangenöl*. Auch dazwischengeschichtete, gefriergetrocknete Früchte wie Erdbeeren* oder Himbeeren kann ich mir hervorragend vorstellen.
Kekstorte für Erwachsene
Für ältere Geburtstagskinder aka Erwachsene, die so etwas mögen, kann man noch n Esslöffelchen Rum unter die Schokoladenmasse mischen. Eine andere Idee ist es, einen kleinen Teil des Kakaopulvers durch fein zerriebenes Instantkaffeepulver ersetzen.
Rezept für Kalter Hund / Lukullus ohne Ei
250 g reines, geschmacksneutrales Kokosfett
100 g echtes Kakaopulver
170 g Kaffeesahne (mind. 12 % Fett, zimmerwarm)
200 g Puderzucker
~ 300 g Butterkekse (~ 1,5 Packungen)
Optional: 1/2 TL Vanille, Keksgewürze, Pumpkin Pie Spice, Ceylon Zimt, Apfelkuchengewürz, ein paar Spritzer Orangenöl…
Zubereitung
- 120 g der Kaffeesahne in einen Topf geben und auf einer niedrigen Stufe auf dem Herd erwärmen.
- Währenddessen Kakaopulver und Puderzucker in eine Schale sieben (ja, diesen Schritt bitte nicht auslassen) und miteinander vermischen.
- Das in Stücke gebrochene Kokosfett zur warmen Sahne in den Topf geben und langsam schmelzen lassen.
- Hierbei immer wieder mit einem einem Saucenschneebesen* gut verrühren.
- Die Herdplatte ausschalten, den Topf aber darauf lassen. Nun nach und nach die Puderzucker-Kakao-Mischung unterrühren. Die Schokoladenmasse zieht hierdurch immer weiter an. Wird diese zu ölig im Verhalten oder zu dick, wird esslöffelweise die restliche zimmerwarme Kaffeesahne untergerührt werden.
- Im Wechsel so weiterverfahren, bis das alles verarbeitet und die Masse homogen ist. Es hat sich eine dicke, aber gut streichbare, gleichmäßige Schokoladencreme ergeben. Diese muss jetzt recht zügig verarbeitet werden, denn wenn sie abkühlt, wird sie fest.
- Jetzt wird abwechselnd in eine vorbereitete Kastenform oder Silikonform geschichtet: als unterste Lage wird der Boden mit Schokocreme bestrichen oder bespinselt. Darauf werden Butterkekse gelegt, die leicht angedrückt werden. Dann wieder eine deckende Schicht der Schokoladenmasse, wieder Butterkekse und so weiter – bis die Schokolade verbraucht ist.Siehe Bilder. Teils müssen Kekse mit einem Messer halbiert werden, um alles auslegen zu können.
Tipp: Ist die Form schon voll, aber noch Schokoladenmasse übrig? Dann zerbrich Butterkekse in kleine Stücke, vermische sie mit der restlichen Masse und gib Portionen davon in Silikonmuffinförmchen*.
- Falls ihr den Kuchen nachher nicht umgekehrt gestürzt servieren wollt, sondern die jetzige Oberseite verwenden wollt (ich mache das je nach Lust und Laune und auf den Fotos in diesem Artikel ist beides zu sehen), könnt ihr mit einer Schokoladenschicht abschließen und diese dann noch mit Süßigkeiten wie Schokolinsen, Zuckerperlen oder Gummibärchen verzieren.
- Kuchen in Folie oder großen Gefrierbeutel verpacken und über Nacht im Kühlschrank aushärten lassen, am nächsten Tag aus der Form nehmen, auf eine Kuchenplatte setzen und in Scheiben schneiden.
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**Kleine Nebeninfo: Zu Rezepten aus der Vorratskammer habe ich sogar mal ein kleines Kochbuch geschrieben: „33 süße Rezepte aus der Vorratskammer„* – die Kekstorte hatte da allerdings noch nicht ihren Weg hinein gefunden. 😅